Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Derzeit bin ich umgeben von ca. 1/3 Personen, die nicht nur nach zusätzlichen Aufgaben schreien sondern die dann auch noch vollumfassend, absolut eigenständig und hervorragend erledigen. Und dann zu 2/3 von Personen, die noch nichtmals für ihre eigenen, also privaten Angelegenheiten und Belange Verantwortung übernehmen möchten und Dinge erfragen, die sie mit minimalem Denk- oder Klickaufwand vollumfänglich herausfinden könnten. Ich beschwere mich keinesfalls, 1:2 ist eine echt sehr gute Quote, finde ich. Ich frage mich nur, wo das Mittelfeld geblieben ist. Das ist völlig verschwunden, es gibt nur noch diese beiden Extreme. Sehr eigenartig.
Heute kamen zwei tolle Pakete an, über beide kann ich noch nichts erzählen, einmal, weil ein Paket Dinge zum Verschenken enthält und zum anderen, weil die Sache, zu der das Paket gehört, noch nicht fertig ist. Zwei Freu-Pakete jedenfalls und ich freue mich mit Engagement!
Außerdem habe ich mir Gedanken über den Sommer gemacht. Dass er eintritt wird sich ja nicht vermeiden lassen. Ich habe in den letzten drei Jahren drei unterschiedliche Strategien angewendet. Vor drei Jahren habe ich versucht so zu tun als sei nichts. Also Ignoranz. Es ist gar kein Sommer, alles ist gut, es ist nicht eine Trillion Grad heiß und die Augen tränen vom Licht. Das ist nicht wirklich gut gelungen, ich habe ziemlich gelitten in dem Sommer 2021. Auch unter unpassender Kleidung.
Im Sommer 2022 habe ich mich darin versucht, den Sommer zu umarmen. Mir einzureden, dass ich auch Sommer mag, nicht nur mag sondern liebe. Alles ist schön im Sommer, es ist toll, ich kaufte mir sommerangepasste Kleidung und spielte mir vor, auch die zu lieben, alles supi. Ich habe mich glaube ich in meinem ganzen Leben noch nie so unwohl in der Welt gefühlt wie im Sommer 2022, dieser Ansatz ist grandios gescheitert.
Im Sommer 2023 habe ich mich folgerichtig für Hass entschieden, offensives Hassen und Fluchen bei jeder Gelegenheit und Verweigerung jeglicher Kooperation oder Aktivitäten zwischen Juni und September. Ich bin ganz gut durchgekommen, die Haltung fand Resonanz mit meiner Persönlichkeit, ich war mit meinem Hass meist ganz gut gelaunt. Allerdings wurde mir gespiegelt, meine Umwelt habe es quasi unerträglich gefunden, in diesem Jahr sagen schon alle, die mich treffen wollen, von sich aus „aber nicht zwischen Juni und September“.
Für 2024 habe ich noch keinen Plan aber habe mir jetzt schon einmal dreiviertellange weit geschnittene Sommerhosen gekauft, die die Situation im Gegensatz zu den schwarzen Skinny Jeans vom letzten Jahr hoffentlich irgendwie verbessern werden. Vielleicht lasse ich mich dieses Jahr überraschen und bewerfe das Sommer-Problem ein wenig mit Geld: für Besuche in klimatisierten Lokalitäten, kalte und besonders leckere Getränke, 4-wöchentliche Radikalhaarschnitte und so weiter.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: Wie stehen Sie zu Mentoring? Macht es Ihnen Freude, Wissen und Lebenserfahrung an andere weiter zu geben?
Nein, das macht mir überhaupt keinerlei Freude. Mentoring, genauso wie Beraten, Dinge erklären, am Ende noch Coachen oder gar Unterrichten, langweilt mich zu Tode. Gleichzeitig finde ich Mentoring natürlich wichtig, ich sehe den inhärenten Sinn in all diesen Tätigkeiten, ich sehe aber halt für mich persönlich überhaupt gar keinen Sinn, denn ich erfahre dabei nichts Neues und rede nur über Dinge, die ich schon kenne.
Ich mache das alles, natürlich, es ist ja notwendig. Und ich mache es mit allen Mitteln so gut ich kann, was reiner Eigennutz ist, damit es möglichst schnell vorbei und dennoch nachhaltig ist und ich nicht am Ende irgendwas nochmal wiederholen muss!
Ich finde nichts langweiliger auf der Welt, als anderen Dinge zu erklären oder (ok das ist evtl. noch schlimmer) dabei abwartend anwesend zu sein, wie sie sich etwas selbst erschließen. Lieber, als dass ich dafür Zeit aufwenden muss, wäre mir, andere Personen könnten bei Bedarf/Interesse einfach mein Gehirn anzapfen und sich das an Wissen/Lebenserfahrung, was sie haben möchten, nehmen. Ich bin da keineswegs geizig, daran liegt es nicht. Wenn die Technik dafür eines Tages erfunden wird, können alle einfach zugreifen, ich werde da nichts reglementieren oder zurückhalten. Bis es so weit ist, müssen sich Personen, die von mir etwas erklärt bekommen wollen, mit einer dezenten Ungeduld abfinden.
Interessante Strategien, ich bleibe auf jeden Fall gespannt wie es diesen Sommer läuft, ich bin ja auch auf der Suche nach einer Haltung, die das erträglich macht. Ich mag keine Extreme, sei es nun extremer Hochsommer mit Dürre oder arger Frost im Winter (und generell dann die Dunkelheit). Vorwiegend eigentlich stellvertretend (bis auf die Dunkelheit), weil ich mich um meine eigenen Tiere, die Wildtiere bzw. die Natur generell sorge. Ich spiele dann aber immer in einer Extremphase ihre Ansätze durch, erst Ignoranz (wenn es angesagt wird), dann gute Miene zum bösen Spiel und der Versuch dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen. Da erlahmt dann aber schnell die Kraft und ich ende immer in abgrundtiefem Hass (gerne auch unter Zerstörung von Gegenständen, die sich dann aber auch dumm anstellen, also aus meiner Sicht.). Leider ist das dann sowohl für meine Umwelt als auch für mich unschön, weil auch sehr kräftezehrend. Und eigentlich schwebt mir ja das Ideal der geduldigen Akzeptanz vor, also bin ich auch noch unzufrieden mit mir selbst. Ich bin also sehr gespannt auf ihren vierten Ansatz.
Dinge mit Geld zu bewerfen halte ich prinzipiell für einen guten Ansatz wenn man es kann. Es hält die Wirtschaft am Laufen und macht damit auch die Menschen um sie herum froh.
„Lieber, als dass ich dafür Zeit aufwenden muss, wäre mir, andere Personen könnten bei Bedarf/Interesse einfach mein Gehirn anzapfen und sich das an Wissen/Lebenserfahrung, was sie haben möchten, nehmen.“
Das wäre großartig. Kannst du dich vielleicht so partitionieren, dass ein Teil deines Gehirn dich Beratendes brabbeln lässt, während ein anderer Teil spannende Dinge denkt oder aufnimmt – zum Beispiel weil am Nebentisch eine interessante Unterhaltung läuft?
Erstaunlich, das mit dem fehlenden Mittelfeld ist mir auch aufgefallen, in der letzten Zeit! Vor allem in der Arbeit.