WmdedgT 8/2024
Okay, es ist Sommer, eine Million Grad, was soll ich schon machen? Meine Güte. Nein, und die Laune ist auch noch nicht besser.
Aufgewacht erstmals um 5 weil die bekloppte Sonne dann aufgeht, eine unsägliche Zeit. Umgedreht und weitergeschlafen, wieder aufgewacht, weil die Katzen finden, es sei Tag, wenn die Sonne aufgeht und man müsse Futter bekommen. Umgedreht und mich schlafend gestellt. Um kurz nach 6 habe ich das aufgegeben.
Alle Fenster und Türen der Wohnung inklusive der zum Balkon standen die Nacht über offen, also muss morgens erst einmal das Anwesen kontrolliert werden, wo irgendwas reingekommen ist, das nicht reinkommen soll. Die Temperatur ist noch okay, irgendwas knapp über 20 Grad, das geht aber im Radio wird schon wieder mit beschwingter Stimme von einem „hochsommerlicher Tag ab dem Nachmittag, wenn die Bewölkung sich auflöst und wir blauen Himmel haben!“ gefaselt, so als sei das ein Grund zur Freude.
Schnell die Sachen erledigt, die ich abends wegen Hitze nicht schaffe, nämlich Wäsche aufgehängt, einen Küchenschrank durchsortiert, ein paar Unterlagen zusammengesucht und in die Bürotasche gesteckt, ein Paket ausgepackt und den Inhalt verräumt. Die Katzen versorgt, Blumen gegossen, die nächste Waschladung vorbereitet, sie wird auch wieder über Nacht laufen und morgen früh hänge ich das Zeug dann auf. Es wäre ja schön, wenn man im Sommer weniger Wäsche hätte, weil die Sachen kürzer sind, dafür ist aber immer alles schwitzig und es gibt umso mehr Kleidungsstücke, auch noch in diversesten Farben, so dass diverseste Sortierungen erforderlich sind, das ist doch alles Mist.
Um 8:30 Uhr saß ich auf dem Rad und fuhr in den Supermarkt, um Büroessen für die Woche zu kaufen, also Sachen wie Joghurt, Käse, Nektarinen etc., das kaufe ich immer auf dem Arbeitsweg, weil es ja völlig unsinnig ist, es beim üblichen Wocheneinkauf zu kaufen und dann erst in die Wohnung zu schleppen und dann aus der Wohnung wieder hinaus. Früher habe ich letzteres gemacht, mir ist heute unerklärlich warum. Vielleicht hatte ich da noch feste Arbeitszeiten und es war mir zu stressig, das ist gut möglich.
Im Supermarkt, der um 8:30 Uhr öffnet, ist Einkaufen um diese Uhrzeit eigentlich auch nicht vorgesehen. Es wird noch geputzt, auch mit Maschinen und eingeräumt, auch mit großen Paletten, mit einem Einkaufswagen kommt man eher nicht durch und ist auch nicht willkommen. Heute stand zusätzlich noch eine in sandfarbene wallende Gewänder gekleidete kleine Gruppe – eine Frau und zwei Kinder – vor dem Regal mit den Brötchen, an das ich eigentlich wollte und besprach sich zu Einkauf, zur Bedienung der Brötchenzange und so w.eiter, es dauerte hundert Jahre, es war noch ein Herr da, der vor mir der nächste Benutzer der Brötchenzange gewesen wäre, er hatte ein seliges, gütiges Lächeln auf dem Gesicht beim Betrachten der kleinen Gruppe, es war mir nicht möglich, das weiter auszuhalten ohne Amok zu laufen und so entfernte ich mich aus der Situation und kaufte kein Brötchen. Bzw. dann später beim Bäcker, da ist es 50 Cent teurer und schmeckt nicht halb so gut. Ist aber ja auch egal.
Dann kaufte ich mir noch einen Blumenstrauß, der Blumenladen öffnet neuerdings erst um 9, dort sind aber auch vor 9 schon Kundinnen willkommen, wenn sie nichts gebunden haben wollen sondern nur was Fertiges mitnehmen. Also das kosmische Gegengewicht zum Supermarkt, der ja um 8:30 Uhr öffnet aber Kundschaft zu diesem Zeitpunkt rundheraus ablehnt. Der Blumenladen hat immer einen fertigen Strauß der Woche für 10 Euro, er heißt Blumenliebe-Strauß, glaube ich, jedenfalls kaufe ich mir den häufig für das Büro. Also für mein Büro, für meinen Raum. Ich sage das, weil es immer wieder bei allen möglichen Leuten für die merkwürdigsten Ideen sorgt, weil sie wohl im Kopf haben, dass man Schnittblumen immer geschenkt bekommen muss. Das ist natürlich Quatsch, man kann sie einfach kaufen, ohne einen Verwendungsnachweis vorzulegen.
So bepackt fuhr ich weiter und weil „die Bewölkung“ sich schon verfrüht auflöste und die scheiß Sonne rauskam, wechselte ich vom Rad in den S-Bahn-Tunnel. Die Bahn war klimatisiert, immerhin. Auf dem Weg zwischen S-Bahn-Station und Büro ist momentan eine Großbaustelle und der Verkehr mit Ampeln so geregelt, dass man zum Überqueren der Kreuzung zweimal unmäßig lang ohne Unterstellmöglichkeit warten muss. Die Bahnfahrenden haben sich daher schon vor geraumer Zeit zur Anarchie entschlossen und wenn die erste Ampel grün wird, gehen wir geschlossen los und diagonal über die Straße, so dass die Autos anhalten müssen. Gestern war ein Verkehrspolizist vor Ort und wollte die Ampel mit dirigierenden Armbewegungen unterstützen, er wurde jedoch nicht beachtet. Heute war er nicht da.
Ich habe keine Erinnerung mehr, was ich im Büro getan habe. Bei diversen Personen musste im Kopf etwas durchsortiert werden, das habe ich unterstützt. Außerdem habe ich viele Arbeitsvorgänge wieder zurückgewiesen, weil sie mir unfertig abgeliefert wurden. Zwischendrin habe ich mit Vergnügen Papierstapel mit Schwung in eine 415-Liter-Tonne geschmissen, bis sie voll war.
Nach dem Büro musste ich unbedingt zum Briefkasten, einen Brief einwerfen, denn vergangenen Donnerstag hing am Auto ein Zettel, dass irgendeine völlig idiotische Person das vordere Kennzeichen beschädigt hat und nun ein Siegel nicht mehr ganz ist und erneuert werden muss, bitte bis 7. August erledigen und von einer Polizei oder Werkstatt etc. bestätigen lassen und Karte zurückschicken. Siegel macht die Zulassungsbehörde, frühester Termin war der 9. August, es war geplant, dass M letzten Freitag mit dem Auto ins Ausland fuhr. Ich schickte das Kind zur Zulassungsbehörde, sich durchquatschen, das gelang, ich musste nun noch die fertige Karte einwerfen, das war heute. Als ich aus dem S-Bahn-Tunnel kam, brannte die Sonne so runter, dass mein Fluchtreflex einsetzte und ich sofort nach Hause fuhr. Nachdem ich das Rad angeschlossen hatte und den Haustürschlüssel aus der Tasche nahm, fiel mir das Kärtchen dann in die Hände, nicht zufällig, ich hatte es genau in Antizipation eines solchen oder ähnlichen Ablaufs genau dort verstaut und konnte in gleißender Sonne noch eine Runde zum Briefkasten drehen.
Zu Hause erledigte ich sehr schnell alles Unabdingbare und sank dann in den Sessel, aus dem komme ich bei diesem Wetter wegen Kreislauf nämlich nicht mehr gut raus. Heute ging es, ich war für das Abendessen zuständig und sah mich nach Sonnenuntergang – schon gegen 21:15, Halleluja! – noch in der Lage, Pellkartoffeln in einem Topf zu kochen und in der Schale mit Kräuterquark aus der Packung zu servieren.
Gleich schalte ich noch die Waschmaschine ein und dann gehe ich schlafen.