April 2023

28. April 2023

Lange hatte ich nicht mehr so sehr das Bedürfnis, einfach zu Hause im Sessel zu sitzen, wie heute. Es zeichnet sich aber noch nicht so ganz ab, momentan sitze ich im Airbnb auf dem Sofa und das ist zwar auch okay, aber nicht dasselbe. Anders gesagt: ich bin noch nicht kaputtgespielt aber es zeigen sich die ersten Risse im Lack.

Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt heute: „elegant kündigen – wie geht das?“

Gegenfrage: in der Arbeitgeberposition? Das geht gar nicht, versuchen Sie es gar nicht erst. Die Situation ist beschissen und wird durch nichts besser, eine Kündigung durch den Arbeitgeber ist immer ein Angriff auf die finanzielle Sicherheit und wirkt immer wie ein Angriff auf die Person. Gut machen können Sie nichts, aber das, was sie tun müssen, ist aber a) sich gründlich vorbereiten, ob und warum das wirklich die richtige Maßnahme ist und wie Sie das relativ knapp und klar ausdrücken können, b) die Kündigung persönlich aussprechen (also nicht wen anders vorschicken), c) umgehend zum Punkt kommen und d) sich danach für was auch immer erforderlich ist zur Verfügung stellen.

Aus Arbeitnehmerposition wiederum ist es ja relativ egal, wie Sie kündigen. Es ist für den Arbeitgeber meistens ziemlich ärgerlich aber nie ein persönliches Drama. Und auch selten überraschend, ich kann mich an keine Kündigung erinnern, die für mich völlig aus dem Nichts gekommen wäre.

Unelegant finde ich, das Kündigungsschreiben nicht dabei zu haben, denn mit einer mündlichen Kündigung kann ich nichts anfangen, die ist ja nicht wirksam, da habe ich dann eine Information zu einer wesentlichen Veränderung, auf die ich aber nicht wirklich reagieren kann. Das ist lästig.

Hilflos macht es mich, wenn Personen, die kündigen, anfangen zu weinen, ich verstehe aber, dass das oft der Erleichterung geschuldet ist, einen wichtigen Schritt gerade gegangen zu sein, nach dem jetzt die Anspannung abfällt oder manchmal auch, weil etwas das auch gut war zu Ende geht, weil jetzt etwas (hoffentlich noch) besseres kommt, aber über den Abschied vom Guten kann man dann natürlich trotzdem traurig sein.

Fast nie ist der Moment der Kündigung ein guter Zeitpunkt, über die Gründe zu sprechen denn die Angelegenheit ist meist mit viel Nervosität behaftet. Ich bestätige deshalb immer sofort den Erhalt und dann gibt es drei Varianten.

Variante A ist, dass die Kündigung mir nicht ganz unrecht ist, dann drücke ich Bedauern aus und dass ich gerne einen Termin machen möchte, um die Gründe zu erfahren.

Variante B ist, dass mir die Kündigung nicht recht ist, mir aber bewusst ist, dass es verschiedene Unzufriedenheiten gab und ich keine Möglichkeit gefunden habe, die zu beheben. Dann sage ich, dass ich das befürchtet habe und bedauere und dass es meiner Ansicht nach keinen Sinn macht, in eine Verhandlungssituation zu gehen, weil ich das Gewünschte nicht im Angebot habe. Dass ich aber gerne gesprächsbereit bin, falls ich mich irre und die Person eine Idee hat, was sie zum Bleiben bewegen könnte.

Variante C ist, dass mir die Kündigung gar nicht passt, auch dann bestätige ich sie natürlich erst einmal, sage aber klar, dass ich kämpfen werde und einen Termin ein paar Tage später anberaume, bis zu dem sich die Person bitte überlegen soll, wie ich sie zum Bleiben bewegen kann. Dann kommen ein paar spannende Tage oder Wochen und am Ende überlegen ca. 50 % es sich nochmal wieder anders. Selten ist Geld der entscheidende Faktor, so gut wie immer hätten wir die entscheidenden Themen auch ohne Kündigung problemlos angehen können, wenn sie auf dem Tisch gelegen hätten. Ein paar Mal ist es dabei schon vorgekommen, dass der neue Vertrag schon unterschrieben war und mit einer Nichtantrittsklausel belegt, dann biete ich noch die Dienstleistung mit an, die Person da rauszuschwatzen. Da nähern wir uns dann auch wieder so langsam dem Punkt, an dem ich die Vorgehensweise unelegant finde. Ist aber egal, ich mache es ja trotzdem.

27. April 2023

Vielleicht bin ich doch ein bisschen durch. Ich bin heute wieder Bahn gefahren, es war relativ ereignislos (nur kaputter vorausfahrender Zug, kaputte Lüftung und Räumung des Wagens und Signalstörung – ach ja und die Steckdosen gingen nicht, das wurde zwar nicht durchgesagt aber hat mich etwas nervös gemacht), nun bin ich schon wieder an einem anderen Ort und war (wegen der Bahn halt) spät dran, bezog das AirBnB ujnd ging sofort in den Supermarkt und dann zur Essensverabredung. Nunja, und als ich zurück wollte hatte ich vergessen, wo die Wohnung, in der ich heute Nacht schlafe, genau ist. Das Haus wusste ich noch, das Stockwerk aber nicht und obwohl ich mir nach einigen Atemübungen ziemlich sicher in Bezug auf das Stockwerk war, passte der Schlüssel nicht.

Ich stelle fest: ich fühle mich erstaunlich und unangenehm blank, wenn ich nachts um kurz vor 23 Uhr in einer fremden Stadt nur mit einem Beutel mit Bananen, Joghurt und Wasserflaschen sowie einem Handy mit 30 % Akku (Steckdosen in der Bahn gingen ja nicht!) und einer einzelnen Debitkarte keine planmäßige Unterkunft habe.

Ich ließ den Beutel (der war schwer) erst einmal stehen und ging eine Runde spazieren, um mich besser sammeln zu können. Dabei spulte ich im Kopf das Gespräch mit dem Gastgeber noch einmal ab. „Und hier sind die Schlüssel, für oben und für unten, unten musst du die Tür zuziehen, wenn du rausgehst, die geht nicht von selbst zu und der Schlüssel ist für die Mülltonnen aber das brauchst du vermutlich nicht, wenn du nur eine Tüte Müll hast lass sie einfach da, ich bringe das später dann beim Putzen runter.“

Aha. Ich hatte aber nur zwei Schlüssel am Schlüsselring, der dritte fand ich in meiner Hosentasche inmitten des Kleingeldes, das ich da aus einem neuen Grund, der heute zu weit führt, immer habe. Dieser Schlüssel passte auf die bei den Atemübungen identifizierte Tür, ich stolperte ins Apartment, rannte mangels gutem Körpergefühl in ein Regal und gegen eine Kommode und blieb ein einer Türklinge hängen und beschloss dann: keine gute Zeit, den Koffer auszupacken oder irgendwas zu tun, was von „auf dem Sofa sitzen und ein Glas Wasser trinken“ abweicht. Also das.

Heute wohne ich also in diesem AirBnb (und die nächsten 2 Tage auch noch). Die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste fragt heute, in welchen Konstellationen (mit Eltern, allein, mit Fremden, Freunden, Partner…) ich schon gewohnt habe und wie die Übergänge zwischen den verschiedenen Konstellationen waren.

Da ist nicht viel zu berichten. Ich habe erst bei meinen Eltern gewohnt, dann bin ich mit einer Freundin zusammengezogen. So blieb das während des Studiums, zwischendrin wohnte ich mal 3 Monate in Madrid (um Spanisch zu lernen) zusammen mit einer alten Dame, für die ich Dinge erledigte und deshalb bei ihr wohnen durfte, es war die Oma einer weitläufig Bekannten und eigentlich wohnte diese Bekannte bei der Oma und passte auf sie auf, aber sie war ihrerseits 3 Monate irgendwo. Ich habe vergessen, wo. Nach Abschluss des Studiums in ich mit Herrn N. zusammengezogen, so ist das seitdem, dann zog vor 18 Jahren M. bei uns ein und ist seitdem da und zwischendrin wohnte ja auch noch Frau Herzbruch für 3 Jahre, glaube ich, an jeweils 2 oder 3 Tagen pro Woche bei uns.

An die Übergänge erinnere ich mich nicht, ich vermute, da ich mich auf jede dieser Konstellationen gefreut habe, fielen sie mir leicht.

26. April 2023

Heute bin ich müder als gestern, was nicht verwunderlich ist: gestern flog ich komplett auf Adrenalin ca. 3 Meter über meinem Körper, heute hingegen stehe ich wieder auf dem Boden und habe eine annähernd normale Hirnchemie (glaube ich).

Das war unbeabsichtigt eine interessante Überleitung, die heutige Frage aus der unverbindlichen Contentvorschlagliste lautet nämlich: „Wie gehen Sie mit Angst um?“

Nunja, wie jeder vernünftige Mensch natürlich: ich versuche ihr zu entgehen, ducke mich weg und will die Situation meiden oder aus ihr entfliehen. Wer würde das anders machen?

Manchmal geht das allerdings nicht, dann kommt man aus der Situation nicht weg oder kann sich nicht ducken. In der Regel, weil die zur Verfügung stehenden Alternativen im Rahmen einer Güterabwägung als Lösungsansätze ungeeignet sind und dementsprechend die Angst schlicht auszuhalten ist. Ich glaube, ich verhalte mich da aristotelisch nach der Lehre vom kleineren Übel. Theorie ist aber immer ein bisschen langweilig, daher wechsele ich jetzt zu praktischen Beispielen.

Beispiel 1: Flugangst

Ich hatte schon erwähnt, dass ich Flugangst habe. Der könnte ich entgehen, indem ich einfach nicht in ein Flugzeug steige. Privat gehe ich gerne so vor, ich plane meine Urlaube bevorzugt ohne Flugzeug. Aber eben auch nicht immer, wenn ich zum Beispiel meine Schwester in Schottland besuche, fliege ich.

Meine Flugangst äußert sich ungefähr so, dass ich erst einmal die Buchung an sich länger als für mich üblich aufschiebe und mit zittrigen Händen erledige, dann verdränge ich sofort erst einmal alles. Immer, wenn ich den Termine im Kalender sehe wird mir kurz schlecht, ein paar Tage vor dem Flug beginne ich, von Flugzeugabstürzen zu träumen und wenn ich mich selbst nicht beobachte recherchiere ich in freien Momenten Wahrscheinlichkeiten von Flugzeugabstürzen und überlege, ob es für mich eigentlich günstiger ist, dass irgendwo anders gerade ein Flugzeug abgestürzt ist (weil: der statistische nächste Absturz ist schon durch) oder ungünstiger (möglicherweise der Beginn einer durch Elektromagnetismus oder dergleichen verursachten Serie). Außerdem bin ich, wenn ich gedanklich nicht aufpasse, in den Tagen vor dem Flug immer kurz traurig, weil ich schöne Dinge zum vermeintlich letzten Mal erlebe. Am Tag des Fluges selbst übergebe ich mich nach dem Aufwachen (bei Flügen später am Tag eventuell auch erst später) und dann fühle ich mich halt scheiße und steige ins Flugzeug und wenn ich aussteige, spüre ich keine Erleichterung, weil ich sofort wieder etwas anderes mache und vergessen habe, dass ich gerade noch Angst hatte.

Alternativ zu diesem Angstablauf könnte ich mit Zug/Auto/Fahrrad oder so etwas zu meiner Schwester fahren, eine Fähre oder der Eurotunnel lassen sich aber nicht vermeiden. In diesen Tunnel bringt mich so schnell niemand, da fliege ich lieber. Und vor Fähren hab ich auch ein bisschen Angst, außerdem habe ich immer wenig Zeit, in der Abwägung passt mir das nicht so recht. Ich könnte meine Schwester einfach nie wieder besuchen, sie kommt ja auch öfters nach Deutschland, ein Familiendrama wäre das nicht. Diese Lösung stößt aber mit meinem Willen zusammen und zieht dabei den Kürzeren.

Beispiel 2: Telefonanrufe bei Ärzt*innen

Ich habe im Verlauf der letzten Jahren Angst vor Telefonanrufen bei Ärzt*innen erworben, die irgendwann während der Krankheit von Mama N. kulminierte und es mir fast unmöglich machte, diese Gespräche zu führen. Ich sage „fast“, weil es schon noch ging, aber ich musste mich danach (oder auch mal währenddessen) auf den Boden und in Schocklage legen. Das war nicht immer gut praktikabel und gefiel mir auch nicht.

Dieser Angst bin ich ausgewichen, indem ich mir Hilfe geholt habe – beim Ausweichen, nicht bei der Bearbeitung, das wäre in der Gesamtsituation nicht gut umsetzbar gewesen und ich ging auch davon aus, dass die Angst mit Auflösung dieser Gesamtsituation verschwinden würde. Die Hilfe waren Herzbruch und CucinaCasalinga, die diese Anrufe für mich erledigten.

Leider ging dieses Verfahren nicht wie erhofft auf, ich musste mich nämlich ein paar Monate später dann auch bei Anrufen von Herzbruch oder CucinaCasalinga manchmal auf den Boden legen und simple Dinge wie die Vereinbarung eines Zahnreinigungstermins wurden ebenfalls schwierig.

Immerhin: mit Auflösung der Gesamtsituation hatte ich mehr Zeit mich mit der Thematik zu befassen und auch an dieser Stelle traf die Angst wieder auf meinen Willen: ich will selbst bei Ärzt*innen anrufen können. Und wenn das nur geht, in dem ich Angst aushalte und das wiederum nur auf dem Fußboden in Schocklage geht, dann muss es wohl so sein, dann muss ich liegend telefonieren. Das habe ich also eine Weile so praktiziert und dann fand ich es blöd und bin wieder aufgestanden. Jetzt geht es meistens (ich bin noch nicht ganz da, wo ich hin will, aber fast) wieder normal und ohne Angst.

Fazit: ich gehe mit Angst um, indem ich ihr ausweiche oder sie aushalte. Keine Ahnung, warum diese simple Feststellung so ein langer Text geworden ist.

25. April 2023

Heute war ich sehr schlau, das macht mich froh. Ich habe nachts knapp 3 Stunden geschlafen, davor die Goldene Blogger Gala besucht und kostenlos gegessen und getrunken und die Zeit von Mitternacht bis 2 Uhr in einer dubiosen Karaokebar verbracht und anschließend saß ich in Frau Herzbruchs Bett, sie reichte mir ein Glas (Wasserglas, ca. 400 ml) Champagner an und dann verweigerte ich zum ersten Mal in meinem Leben ein Glas Champagner. Das war aber nicht das schlaue, das bereue ich heute.

Um irgendwann nach 3 schlief ich, um 6 stand ich auf und um 7 saß ich im Zug, wann war ich im Büro, weil es unabdingbar war und dann und begab mich in einen Tunnel der Superkonzentration und um 16 Uhr, als die Notwendigkeit dafür entfiel, ging ich nach Hause. Und das war unglaublich schlau von mir. Ich fühlte mich topfit und leistungsfähig und motiviert aber ganz offensichtlich war ich ja überhaupt nicht mehr zurechnungsfähig, alles, was ich getan hätte, hätte zu Fehlern geführt und zu Aufräumarbeiten in den nächsten Tagen, dazu habe ich keine Lust. Ich habe mich selbst aus dem Verkehr gezogen und das war grandios.

Auf dem Heimweg ging ich noch beim Augenbrauenzupfen vorbei, in einem Zustand, in dem man nichts so ganz 100%ig mitkriegt ist das ja passend. Ich könnte schwören, dass die den Laden umgebaut haben und die Augenbrauenstylistinnen kannte ich auch alle nicht, zusätzlich wurden mir unverständliche Fragen gestellt: welche Art Farbe ich möchte. Das wurde ich noch nie gefragt. Im Nachhinein halte ich es für möglich, dass ich versehentlich in einen anderen Laden als sonst gegangen bin. Wie erwähnt: in meinem Denken bestand, besteht aktuell, eine gewisse Fehleranfälligkeit. Immerhin wurde aber dieselbe Dienstleistung angeboten.

Ich beantworte schnell die Fragen von gestern und heute aus der täglichen Contentvorschlagliste, ich bin nach wie vor in einer Stimmung, in der ich Dinge erledigen möchte und Fragen aus der Liste beantworten ist nicht risikobehaftet, das kann ich unbesorgt tun.

Frage 1, ob ich mich noch mit Leuten aus meiner Schulzeit treffe. Mit einer Person unfreiwillig ab und an (Papa N ist mit ihrem Vater befreundet) und mit P, wobei ich P ja schon vor der Schulzeit kannte, ich weiß nicht, ob das zählt. Weiter ist der wunderbare Webmaster des Blogs mit mir zur Schule gegangen, wir haben also noch Kontakt, aber wegen größerer räumlicher Entfernung und irgendwas ist immer treffen wir uns aber so gut wie nie, was schade ist, vielleicht ändert sich das auch mal wieder. Ab und an haben mich auch mal Leute bei Facebook angeschrieben, als ich noch Facebook hatte, aber das habe ich ja jetzt nicht mehr. Ich war auch bei keinem Klassentreffen in den letzten Jahren. Beim letzten hatte ich kurz Lust aber dann doch nicht. Ich habe ja schon nicht genug Zeit, alle meine aktuellen Freund*innen für meinen Geschmack oft genug zu treffen, das ist es irgendwie Quatsch, ins Blaue hinein Zeit zu investieren, um alte Bekanntschaften aufzuwärmen, finde ich. Ich bin ja auch nicht so der Erinnerungsschwelgetyp.

Frage 2, ob ich schon einmal in Dietzenbach war und was ich über diese Stadt denke (egal, ob ich da schon einmal war oder nicht). Ich war da schon ein paar Mal: zum einen wegen Turnwettbewerben von M. und zum anderen, weil man in Dietzenbach manchmal Termine bei Fachärzt*innen bekommt und anderswo nicht. Ich weiß nicht, ob ich je im Zentrum von Dietzenbach war, in meinem Kopf sind hauptsächlich Straßen, bei denen der Gehweg mit diesen knochenförmigen Steinen gepflastert ist (keine Ahnung, wie die heißen, ich mag sie nicht) und die Einfamilienhäuser von der Straße zurückgesetzt sind, weiß mit roten Dächern und dann gibt es natürlich die Hochhaussiedlung, Brennpunktviertel, ehemals Starkenburgring jetzt Spessartviertel. Den Charakter von Dietzenbach konnte ich mir noch nicht erschließen. Ich denke nicht viel über Dietzenbach nach.

Vielleicht gehe ich jetzt doch mal schlafen. Aber dann ist der Tag schon um, das ist immer so schade!

23. April 2023

Heute habe ich den seit gut 2 Wochen brach liegenden Haushalt wieder unter Kontrolle gebracht. Das war schön, ich mag meinen Haushalt ja. Es ist natürlich noch nicht alles wieder im Lot aber schon so, dass ich mich wieder wohl fühle und nichts im Nacken sitzt. So dass ich jetzt gleich wieder verreisen kann, morgen für eine Nacht und dann am Donnerstag wieder für 3 Nächte. Ächz ächz.

Morgen reise ich privat und zwar zur Goldenen Blogger Gala um für Frau Herzbruch zu cheeren. Für alle anderen natürlich auch, nur für Frau Herzbruch etwas lauter. Bitte drücken Sie die Daumen, dass ich nicht wieder BahnBingo spielen muss (achso, für Frau H gerne auch), denn alles ist sehr eng getaktet. Was daran liegt, dass ich morgen und übermorgen eine wirklich enorm wichtige berufliche Veranstaltung habe. Die sollte eigentlich nur übermorgen sein, weshalb das mit der Gala gut aufgegangen wäre, ich hatte geplant, Montag gegen 13 Uhr anzureisen und Dienstag dann im Morgengrauen, also so gegen 6/7 Uhr, zurückzufahren, um rechtzeitig für meine eigene Veranstaltung da zu sein. Nun wurde diese Veranstaltung aber erweitert und beginnt schon Montagmorgen und es ist wirklich völlig undenkbar, dass ich sie Montagmittag verlasse, das wäre beruflicher Selbstmord. Ich plane nun, sie um 16 Uhr zu verlassen, das ist, wenn alles gut geht, nur einmal Kopfwaschen. Ich habe ja ein super Team im Hintergrund. Wird schon gut gehen.

Ich sichere also morgen von 8 – 16 Uhr alles ab, was irgendwie geht, fahre dann Bahn, ziehe mich irgendwann zwischen drin um (oder vielleicht auch einfach nicht) und bin pünktlich zur Gala da, dann feiern wir wild (was auch immer) und dann gehen wir schlafen oder auch nicht und um 6/7 Uhr steige ich wieder in den Zug und bin pünktlich zum 2. Teil meiner eigenen Veranstaltung um 9:30 Uhr wieder in Frankfurt, die geht dann bis zum Abend und dann kehre ich in meine Wohnung zurück, die ich ja heute aufgeräumt habe, dann ruhe gehe ich schlafen und am Mittwoch ist ganz normaler Alltag und alle beglückwünschen sich zu allen erfolgreichen Veranstaltungen. Das ist der Plan, inshallah.

Die Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste kann ich heute knapp beantworten, die Frage lautet: „Duftkerzen, Duftbäume, Aromaöllampen, Febreze. Die Wunderwelt der künstlichen Düfte.“ Die Antwort ist: Nein danke.

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22. April. 2023

Während mein Körper schon seit einer guten Stunde im Sessel sitzt fährt mein Kopf immer noch Zug. Mehr und mehr gewinne ich den Eindruck, dass es für mich zuträglich wäre, mal zwei Wochen am Stück zu Hause zu verbringen. Lässt sich aber gerade nicht einrichten.

In der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste auch eine schwierige Frage heute: „Treppen, Rolltreppe, Lift oder zu Fuß?“

Wie soll ich das denn beantworten, das kommt doch auf eine unglaubliche Fülle an Faktoren an: auf die Stockwerkhöhe, das Schuhwerk, ob viel getragen werden muss, ob in Begleitung und wenn ja in welcher, besteht Zeitdruck, was ist der Zweck des Weges an sich, wie ist der Zustand der genannten Möglichkeiten, wie meine Stimmung?

Um ein paar Beispiele zu nennen: ins Büro (24. Stock) fahre ich jederzeit Aufzug, weil mir 24 Stockwerke in jeder Stimmung zu anstrengend sind und ich auch nicht so viel Zeit habe. Wenn ich dann aber 2-3 Stockwerke weiter hoch will, nehme ich die Treppe, weil es zu lang dauert, auf den Aufzug zu warten. Außer ich schleppe Akten oder balanciere Kaffee und Kuchen, dann nehme ich doch den Aufzug. Wobei ich mit Akten den Weg von oben nach unten auch per Treppe mache, aber nicht, wenn ich „Meetingschuhe“ trage.

Im Kaufhaus würde ich nie die Treppe nehmen, weil ich gar nicht wüsste, wo ich die finde. Aufzug auch nicht gern, meist wartet man sehr lang. Hier wäre meine Wahl immer die Rolltreppe, außer ich bin mit einer Person unterwegs, die nicht gern Rolltreppe fährt (ich kenne mehrere), interessanterweise laufen diese Personen alle auch nicht gerne Treppen, dann nehmen wir also den Fahrstuhl.

Am Fluhafen liebe ich diese ebenerdigen Rolltreppen, also Rollbänder, nicht die für Koffer sondern die für Menschen. Für eilige Menschen. Ich bin ein eiliger Mensch. Man geht auf diesen Bändern ganz normal weiter und es ist dann alles einfach 1,5x so schnell, das hätte ich sowieso gern, dass man alle auf 1,5-fache Geschwindigkeit stellen könnte, wie Hörbücher.

Insofern: das ist keine Frage, schon gar keine „oder“-Frage. Alles hat in unterschiedlichen Kontexten eine Berechtigung.

21. April 2023

Die Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute:

Im Vergleich zu anderen Menschen, wie empathisch schätzen Sie sich ein? Und emotional? Deckt sich das mit dem, was andere Menschen über Sie sagen?

Gegenfrage: warum muss man denn immer alles vergleichen?

Antwortversuch:

Fangen wir mit der Empathie an. Ein sehr weit gefasster Begriff und durch Übergebrauch etwas abgenutzt finde ich. Umfasst wohl, ob ich die Gefühle anderer erkennen und verstehen kann, ob ich die (Lebens-/Gemüts-)situation anderer mitdenken kann. Das ist bereichernd und gibt mir neue Sichtweisen und Handlungsmöglichkeiten. Umfasst oft auch die Frage, ob und wie ich auf diese Wahrnehmung, dieses Verständnis, reagiere, im engen sozialen Kontext wird meistens Zustimmung, Verbündung, Parteinahme, Mitfreude oder Mitleid erwartet. Das kann dazu führen, jemanden in eine Opferrolle zu drängen oder darin zu halten, zu Grüppchenbildung und zur Einengung der Sichtweise – das Verständnis für andere, die der durch Empathie gebildeten Gruppe nicht angehören, schwindet, die Welt wird etwas schwarz-weißer.

Ich bin unsicher, ob Mitfühlen immer zum richtigen Handeln führt, noch unsicherer, ob Verbündung zum richtigen Handeln führt oder nicht vielmehr zu dem Handeln, das im aktuellen sozialem Umfeld und Kontext erwartet wird.

Meiner Einschätzung nach bin ich überdurchschnittlich empathisch, wenn ich den Begriff auf den Punkt begrenze, die Situation anderer zu verstehen und mitdenken zu können. Diesen Teil der Empathie übe und baue ich auch seit Anfang 2021 weiter aus, weil sie ja ein sehr nützliches Handwerkszeug ist. Ich nehme mir aber die Freiheit, nochmal einen Schritt zurückzutreten und mir meine Empathie anzugucken und sie zu bewerten. Generell habe ich an Verbündung und Grüppchenbildung kein Interesse, im diesem Teil der Empathie strebe ich also gegen Null und das ist der Teil, auf den ich mich manchmal halb scherzhaft beziehe.

Nun die Emotionalität. Ich habe guten Zugang zu meinen Emotionen. Das war früher anders, da dachte ich immer, ich lasse lieber weniger an mich heran, was dann zu spektakulären Wutanfällen aus Überforderung heraus geführt hat. Jetzt merke ich meistens schnell, wenn etwas nicht okay für mich ist oder auch, wenn ich etwas will und kann mit einiger Konzentration auch recht schnell herausfinden, was genau los ist: ob ich Angst habe oder ärgerlich bin oder vorfreudig nervös und so weiter. Ich habe wenig Scheu davor, mir das genau anzuschauen (habe nur manchmal keine Lust auf die Anstrengung) und ich nehme mir hier die Freiheit, schnell auf das, was ich feststelle, zu reagieren. Auch im Umgang mit anderen und so staut sich normalerweise nichts mehr auf, das dann irgendwann explodiert. Ich muss nicht mehr schreien und toben, meine Interventionen können ganz klein sein, weil die Sache, um die es geht, ja noch nicht riesig geworden ist. Quasi im Vorbeigehen Unkraut herauszupfen statt eine hundertjährige Eiche abzuholzen. 

Vermutlich bin ich also emotionaler und wirke dadurch weniger emotional.

Die Frage, ob sich das mit der Meinung anderer deckt, kann ich nicht allein beantworten, dazu müssen Sie Ihre Meinung jetzt erstmal äußern und dann können wir das abgleichen.

20. April 2023

Hochinteressante Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute, nämlich: „Augenbrauen: Eine Welt, in der man diese regelmäßig kosmetisch behandeln lässt, ist mir sehr fremd. Könnten Sie Anlass, genauen Bedarf und Technik schildern? Am liebsten unter biografischen Aspekten.“

Aber natürlich gern. Wobei ich unsicher bin, was die biografischen Aspekte sind. Sind autobiografische Aspekte gemeint oder wessen Biografie soll ich behandeln? Eigentlich schreibe ich ja am allerliebsten über mich selbst. Natürlich aus Gründen der Integrität. Warum auch sonst. Ich hoffe, das enttäuscht jetzt nicht.

Die Welt, in der manche Personen ihre Augenbrauen regelmäßig (eher unregelmäßig in meinem Fall) kosmetisch behandeln (lassen), ist hier diese unsere. Augenbrauengel und -bürstchen gibt es in jeder Drogerie, bei Herren macht der Barber neben Bart nicht nur Ohren- und Nasenhaare und so weiter und so fort. Es ist möglicherweise ein Stadtding, kann ich aber nicht beurteilen, weil es meiner Ansicht nach auf dem Land ja überhaupt gar nichts gibt, also sicher auch keine Kosmetiksalons, aus denen Musik aus dem arabischen Kulturraum dröhnt. Da gehe ich nämlich hin. Ich war auch schon in hochseriösen und teuren deutschen Kosmetiksalons, in denen man Termine bucht. Das war aber sehr langweilig.

Aber ich greife vor, zurück zur Reihenfolge der Fragen. Anlass: mein Anlass ist meist, dass ich an dem Kosmetiksalon vorbeikomme, er noch geöffnet hat, nicht allzu viele Leute darin sind, ich ca. 15 Minuten Zeit habe, ich in den letzten 3 Wochen nicht schon dort war und Bargeld in der Tasche habe. Meistens scheitet es an Punkt 2, Punkt 4 oder Punkt 6 (diese schöne Symmetrie hat sich zufällig ergeben). Daher sind meine Besuche unregelmäßig.

Bedarf: Der Bedarf ist rein subjektiv. Ich ließ mir zum allerersten Mal die Augenbrauen bei einer Friseurin zupfen, ohne das geplant zu haben. Sie schnitt die Haare und fragte, ob sie auch die Augenbrauen zupfen solle. Ich fragte wozu, sie sagte „sieht schön aus“, ich sagte ja. Ich probiere ja immer gern Sachen aus. Schön aussehen auszuprobieren erscheint mir nicht abwegig. Sie zupfte mit der Pinzette, als sie fertig war, fand ich das Ergebnis wirklich schön, ich fand, mein Gesicht wirkte definierter und dadurch wacher. Ich habe helle Haut, helle Augenbrauen, helle Wimpern. Die Augenbrauen in einer Form im Gesicht zu haben, die absichtsvoll wirkt, gefiel mir.

Eine Zeit lang ließ ich dann halt immer beim Haareschneiden die Augenbrauen mit zupfen, dann war die Friseurin irgendwann weg, die neue fragte nicht, ob sie die Augenbrauen zupfen solle, ich vergaß das ganze für ein paar Jahre. Dann war M in einem Alter, in dem es häufig notwendig war, in ein Kinderbedarfsgeschäft zu gehen, vor diesem Geschäft waren fest installierte Plastiktiere, auf denen Kinder reiten konnten, das dauerte alles immer recht lang und neben dem Kinderbedarfsgeschäft war ein Kosmetiksalon, der Augenbrauen mit Faden zupfte. Das beobachtete ich, während ich Stunde um Stunde vor den Plastiktieren mit M darauf stand und ich war neugierig, wie das wohl genau funktioniert und sich anfühlt und so weiter. Also ging ich irgendwann in den Laden hinein und probierte es aus.

Seitdem lasse ich die Augenbrauen mit Faden zupfen. Die genaue Technik kenne ich nicht, man kann sich das aber auf Youtube anschauen. Der Faden wird irgendwie gekreuzt und gezwirbelt und reißt die Härchen heraus. Ich finde es nicht sonderlich schmerzhaft, das muss aber nichts heißen, mein Schmerzempfinden ist generell nicht stark ausgeprägt, ich habe ein Kind einfach so geboren, bin drei Tage mit einem Kreuzbandriss herumgehumpelt, weil ich dachte, es sei ein blauer Fleck und ziehe Teebeutel mit bloßen Fingern aus dem frisch gekochten Wasser. Auf mein Schmerzempfinden ist kein Verlass, bilden Sie sich besser ihr eigenes Urteil. Faden finde ich besser als Pinzette, weil es schneller geht und weil das Ergebnis sauberer, klarer ist. Manchmal möchten besonders sorgfältige Brauenstylistinnen noch mit der Pinzette nachzupfen, das finde ich lästig aber lasse sie gewähren.

Neuerdings bin ich – auch weil es angeboten wurde, ich habe diesen leichten Ausprobierzwang – auch zum Färben der Augenbrauen übergegangen. Aber nur, wenn ich genug Zeit habe, das dauert nämlich nochmal ca. 5 Minuten. Ich werde gefragt, ob ich auch Färben möchte, ich sage „ja, aber nicht so dunkel“, dann wird irgendein Hennamatsch aufgetragen und nach „kurzer Zeit“ abgewischt und dann hat man irgendeine Farbe zwischen dunkelblond und schwarz, es ist völlig unberechenbar, total lustig, ich würde es nie direkt vor einem wichtigen Termin machen aber nach ein paar Tagen verblasst sowieso alles wieder. Als Jugendliche habe ich mir alle paar Wochen die Haare umgefärbt, das mache ich jetzt aus Seriositätsgründen nicht mehr, aber für Augenbrauen in dunkelblond bis schwarz reicht es gerade noch.

Das ganze – also Zupfen mit Faden und Färben – kostet irgendwas zwischen 6 und 12 Euro, je nachdem wo genau und wer genau und vielleicht auch welche Zeit genau (oder wie das Färbeergebnis genau ausfällt), ich konnte noch keine Regelmäßigkeit feststellen, ist aber auch egal, ich zahle einfach immer 15 und dann freuen sich alle.

Ich würde gern bald wieder hingehen, aber es wird morgen an Punkt 1 scheitern (Bahnstreik), übermorgen an Punkt 2 (Reise), Montag ebenfalls an Punkt 2 (Reise). Dienstag besteht eine Chance!

19. April 2023

Wo waren wir stehengeblieben? Ich bin etwas aus Zeit und Raum gefallen, erst Osterfeiertage, dann zwei Tage London, dann ein Tag zu Hause, dann vier Tage Paris, dann ein Abend IKEA.

London war überraschend vertraut, obwohl ich seit vielen Jahren nicht dort war. Ich weiß gar nicht, wann zuletzt – früher war ich oft auf Durchreise in London, aber sehr früher, als es noch nicht üblich war, zu fliegen und der Reiseweg zwischen Düsseldorf und Aberdeen so aussah: Straßenbahn zum Hauptbahnhof, Zug nach Köln, Zug nach Oostende, Fähre nach Dover, Zug nach London, Fußweg vom Bahnhof zum Busbahnhof, 11 Stunden Bus von London nach Aberdeen (und davon allen 4 bis Milton Keynes). Diese Zeiten sind aber ja längst vorbei.

Das Raster der Stadt ist aber in meinem Kopf und sicher hilft auch die Sprache, an Orten, an denen ich alles Sprachliche ohne Nachdenken verstehe, ist immer alles etwas einfacher. Also konnte ich dort ohne irgendwas nachzuschauen herumspazieren, das Wetter war vertraut (Regen) und das Essen auch (Indisch).

Meine Reise hatte einen beruflichen Zweck und hat sich in dieser Hinsicht sehr gelohnt. Ich habe mir erst ein Bild gemacht und dann mehrfach kräftig in der Machtsuppe gerührt und geschaut, was dabei zum Vorschein kam. Es dreht sich weiterhin munter herum und aus allen Richtungen rollen Steine in den Weg, allerdings nicht nur in meinen sondern in alle Richtungen. Ich hatte gehofft, ein oder zwei Personen zu finden, mit denen ich mich verbünden und etwas aufbauen kann aber aktuell wüsste ich nicht mit wem, die stehen alle viel wackliger als ich. Ich rühre noch ein bisschen weiter.

An einem Tag zu Hause habe ich dann umgepackt und bin mit M nach Paris aufgebrochen, zwecks Urlaub. Vor 8 Jahren war ich mit M (und einer gleichaltrigen Freundin von ihr) schon einmal in Paris, Sie waren auch dabei. Dieses Mal war gewünscht, dass wir hauptsächlich herumlaufen und in Cafés sitzen. Besonders ersteres haben wir ausführlich getan und an jedem Tag über 30.000 Schritte zurückgelegt. Ich hatte zum Glück zwei verschiedene paar Schuhe dabei, sonst hätten meine Füße jetzt vermutlich eine andere Form. Ob die Schuhe noch Sohlen haben, habe ich nicht überprüft. Zusätzlich wollte M ein Selfie mit der Mona Lisa (erledigt), ich wollte ein paar Statuen angucken (erledigt), wir beide wollten sehen, wie Notre Dame jetzt aussieht (erledigt) und wir haben einen Aperitif entdeckt, der uns beiden hervorragend schmeckt, nämlich: Limoncello Spritz.

Und dann noch IKEA.

10. April 2023

So, Ostern erledigt, gerade fand ich auch das letzte, noch vermisste, Osterei im Korb mit dem Katzenfutter. Ich hatte es schon mit „haben wir uns wohl verzählt“ abgehakt, umso schöner, dass wir es nicht irgendwann qua Geruch finden.

Der Rest des Tages ging mit Erledigungen herum, wie immer war etwas zu wenig Zeit für alles, was aber darin resultierte, dass M die Tür zu ihrem Schreibtisch, bei der das Scharnier (am Corpus) aus dem Holz gebrochen war, ganz allein reparierte. Ich hatte ihr nur ein Reparaturset bestellt und ein passendes Youtube-Video geschickt und fühle mich jetzt wie eine supertoll erziehend-fördernde Mutter. Gutes Gefühl. Freue mich auch schon auf das Lob der Putzfrau, die mir ja immer zeigt, was alles als nächstes Mal zu tun wäre und schon häufiger missbilligend auf die Teetasse, die die Tür abstützte, hinwies. Und wenn mir selbst jetzt mal eine Scharnier aus dem Schrank bricht, weiß ich, an wen ich mich wende, ich selbst habe sowas nämlich bisher noch nicht repariert.

In der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste wird heute gefragt, wie ich mir selbst gute Laune bereite. Ich denke schon seit einigen Minuten darüber nach und bin mir über die Begrifflichkeiten nicht ganz klar. Was ist gute Laune, ist das, dass ich alles toll finde oder dass ich mich toll finde oder dass ich mich wohl fühle, ist es die Abwesenheit von schlechten Gefühlen oder ist es Zuversicht? Ist es das Gegenteil von schlechter Laune?

Ich finde nie alles toll, ich bin mir gegenüber wie auch anderen gegenüber großzügig, ich fühle mich häufig wohl, was aber nicht bedeutet, dass es nicht gleichzeitig Bereiche gibt, die mich traurig machen, sorgen oder stressen, was wiederum aber auch nicht bedeutet, dass ich nicht gleichzeitig zuversichtlich bin. Und auch, wenn ich klassisch schlecht gelaunt bin, also negativ und bissig und reizbar, macht mir dieser Zustand manchmal Spaß.

Vielleicht ist genau diese Komplexität mein Schlüssel zur Steuerung meiner „Laune“. Bei mir vermischt sich das alles irgendwie nicht zu einer Gesamtzahl sondern es bleibt alles mehr oder weniger einzeln, mag sich eventuell etwas einfärben, aber ich kann zwischen den Bereichen hin- und herspringen. Bei Bedarf, also wenn ich besonders belastende Teilbereiche habe, kann ich denen auch Zeiträume zuweisen, sobald ich mir einmal bewusst gemacht habe, dass es sie gibt und worin sie bestehen. Dann sage ich mir zum Beispiel (tatächlich auch laut): „Über die Prüfung sorge mich mich täglich zwischen 14:30 und 15:00 Uhr, jetzt um 21:30 Uhr daher nicht, ich stelle mir aber einen Reminder auf 14:30 Uhr, damit ich nicht vergesse, mich zu sorgen“. Das mache ich dann auch, das mit dem Reminder, Fairness ist mir bekanntlich wichtig. Außerdem ist das Diffuse für mich nicht gut. Wenn ich mich sorge oder Angst vor etwas habe, tue ich gut daran, herauszufinden, worum es sich handelt und das aufzuschreiben oder besser noch anderen zu kommunizieren, so klar wie möglich, egal wie lächerlich es sein mag. Ich weiß nicht, wie es bei anderen ist, aber bei mir werden die Monster kleiner, wenn ich sie unter dem Bett hervorziehe und anderen zeige.

In Zeiten, in denen ich das Gefühl habe, gar nicht genug freie Slots für alles zu haben, womit ich mich sorgenvoll befassen müsste, gehe ich andersherum vor und reserviere mir Zeiten für Dinge, die ich üblicherweise gern tue. Und die werden dann gemacht, auch wenn mir nicht danach ist. So kann ich sicherstellen, dass ich mich nicht einen ganzen Tag nur mit Scheiß befasse. Das ist mir sehr wichtig. Auch, wenn ich sehr gefordert bin von belastenden Dingen, will ich Zeiträume haben, in denen ich Freudvolles mache, auch wenn das aus Zeitmangel zu Lasten von zum Beispiel Schlaf geht.

Generell kann man vielleicht sagen, dass es für meine „gute Laune“ (herkömmlich interpretiert als Stimmung) gut ist, Dinge zu tun. Ich tue ja unglaublich gern alle möglichen Dinge, was vielleicht der Grund ist, warum ich bekanntlich insgesamt eher auf der Seite des Stimmungsspektrums verortet bin, auf der ich mich ab und zu ausbremsen muss.