Nach dem Austoben jetzt Ausruhen. Auch schön. In der vergangenen Woche bin ich zu Papa N. gereist, habe Tag 1 der wichtigsten beruflichen Veranstaltung der letzten 4 Jahre geleitet, bin zur Goldenen Blogger Gala mit Frau Herzbruch gereist und mit ihr, Herrn Captain Pudding und seiner Begleitung in einer Karaoke-Bar versackt, habe wenige Stunden später Tag 2 der wichtigsten beruflichen Veranstaltung der letzten 4 Jahre geleitet, mich dann einen Tag sortiert, danach zum 2-tätigen Abschluss-Seminar einer einjährigen beruflichen Fortbildung gereist und bin von der Abschlussfeier ohne Zwischenstopp „Bett“ nahtlos in den ICE gestiegen. Gestern musste ich schlafen, heute war ich fit und habe mich wieder eingewohnt: die Wäsche gewaschen, Schränke sortiert, Dinge über Ebay Kleinanzeigen verschenkt (alle schon abgeholt, hurra) und 8 Tüten Müll stehen jetzt bereit. Morgen kaufen wir Pflanzen für den Balkon. Ich werde voraussichtlich erst in 11 Tagen wieder einen Koffer packen!
Die Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute lautet: „Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass Sie bei einer Bank arbeiten (tun sie das überhaupt oder interpretiere ich das falsch?)“
Das ist schnell beantwortet, denn ich arbeite nicht bei einer Bank.
Als Bonus nehmen wir deshalb noch die Frage von gestern mit dazu: „Wirkt sich dein Zyklus auf deinen Alltag aus?“
Ja, das tut er, also indirekt, da er sich auf meine Stimmung auswirkt. Ich mag das, so bin ich immer mal wer anders. Früher, als ich die Pille genommen habe, war meine Stimmung sehr ausgeglichen . Das ist sie jetzt (schon seit vielen Jahren) nicht mehr. Ich bin in der ersten Zyklushälfte sehr energiegeladen und teilweise überdreht, dabei auch, sagen wir mal, verbal sehr scharf gestellt.
In der zweiten Zyklushälfte werde ich ein ganz normaler Mensch, der auch ab und an mal was anstrengend findet und manchmal abends müde ist. Nicht jeden Monat, aber ab und zu, habe ich kurz vor der Regel ein bis vier Tage, an denen ich finde, dass die Welt an sich sehr schlecht ist, alles hoffnungslos, für Probleme, und sei es ein abgebrochener Bleistift, gibt es voraussichtlich keine Lösung sondern sie werden den weiteren Weg begleiten, der übrigens noch aus ganz anderen Leiden besteht, vor denen ich mich, obwohl sie noch noch undefiniert und nicht eingetreten sind, sehr fürchte. Gleichzeitig betrachte ich die ganze Welt mit großer Zuneigung und viel Rührung, wenn auf der Straße jemand Musik macht oder ein Hund vor dem Supermarkt wartet oder ein sehr alter Mensch freudig lacht kommen mir die Tränen.
Als das begann – also nach der Pillenzeit – hat es mich sehr verunsichert und auch erschreckt. Mittlerweile kann ich es (meist) einordnen und schaue in Phasen, in denen ich das Gefühl habe, dass wirklich gar nichts mehr geht in den Kalender und zähle durch und erkenne: aha, PMS. Von der Erkenntnis vergeht diese Stimmung natürlich nicht aber ich kann sie besser einordnen, was bedeutet: mich selbst auf einer anderen Ebene mit amüsierter Großzügigkeit betrachten, wichtige Entscheidungen oder Termine ein paar Tage aufschieben und Personen, mit denen ich mich gerade umgebe, über den Zustand informieren. Ich kann nicht sagen, dass ich diese Phase (wie gesagt, sie tritt nicht monatlich auf, nur ein paar Mal im Jahr) sehr schätze aber ich kann nicht bestreiten, dass sie ungemein lehrreich ist.
Mit Einsetzen der Regel bin ich absolut immer kein bisschen mehr hoffnungslos oder gerührt sondern einfach sauschlecht gelaunt. Dabei aber nicht unzufrieden. Ich bin ganz gerne schlecht gelaunt, das ist für mich gar kein Problem, das Problem besteht allenfalls für andere. Da ich ummittelbar nach dieser Phase ja wieder diesen irrsinnigen Energieüberschuss habe, fällt es mir leicht, alle, die ich vergrätzt habe, wieder für mich einzunehmen.
Vielen Dank für die PMS-Beschreibung. Ich habe Tränen gelacht und gleichzeitig große Erleichterung verspürt, dass ich nicht allein damit bin.