17. Mai 2023
Heute bin ich in eine Falle getappt.
Ich fahre bzw. fliege (hurra…) im Juni zu einem größeren Treffen/Meeting/Konferenz, was auch immer, jedenfalls wird das über Dienstag und Mittwoch gehen, ich reise Montag an und Donnerstagmittag ab und würde deshalb zu den Randzeiten gerne so viele Personen wie möglich nochmal separat sprechen. Zu Essen, Kaffee, Drinks, egal was. Damit ich das besser planen kann, hatte ich neulich schon einmal gefragt, wann es denn wohl einen groben Zeitplan für diese zweitägige Veranstaltung gäbe und dann, weil keine Antwort kam, noch ein zweites Mal gefragt. Naja und ein drittes Mal wohl auch.
Heute kam dann eine Liste mit Themen, um die es sich drehen würde. Aber noch kein Zeitplan. Wertschätzend, wie es meine Art ist, schrieb ich, dass die Themen ja super seien aber: wie sieht es mit dem groben zeitlichen Ablauf aus? Dann löschte ich den ersten Teil, Lob mit der Gießkanne ist keins, man muss konkret werden, ich schaute mir also die Themen (wirklich keins davon uninteressant!) nochmal an und pickte mir zwei davon heraus, zu denen ich etwas mehr sagen konnte, einmal qua Interesse und einmal qua zertifizierter (ganz kürzlich erworbener) Qualifikation. Ich schrieb nochmal neu, dass ich mich auf alle Themen freue und besonders auf Dings und Dungs, weil blabla.
Ich schwöre, ich hatte die Mail maximal physisch, aber noch nicht ganz mental abgeschickt, also schon die Antwort kam: „Would you like to participate on the panel?“ Nur das. Sonst nichts, keine Anrede, keine Grußformel, meine Güte, ich hätte mir den Energieaufwand für das konkrete Lob sparen können, denn es ist ganz klar, was das bedeutet: Krieg.
Ich antwortet daher ganz genauso schnell, also definitiv mental noch nicht dabei: „I’d love to!“ Auch ohne Anrede und ohne Grußformel.
Dann ist das jetzt so. Man will mir die Weltherrschaft wohl doch nicht widerstandslos überlassen.
Die tägliche Contentvorschlagliste fragt heute, ob ein gutes Leben ohne gute Freundinnen vorstellbar ist. Freund*innen, nehme ich an. Sicher ist es das, ich kann mir sehr viele gute Weisen zu leben vorstellen. Aktuell habe ich mich so eingerichtet, dass ich viele Dinge gerne immer wieder mit denselben Personen mache – das ist seit längerem so, so dass sich teilweise sogar schon Routinen ergeben in Bezug auf Tagesabläufe oder Urlaube.
Ich könnte mir aber auch vorstellen, eher ohne feste Bindungen zu leben (wie ich mir ja auch vorstellen könnte, in einem 1-Zimmer-Apartment in einem Hochhaus zu leben), ich würde mich dann vermutlich mehr treiben lassen, vielleicht häufiger Veranstaltungen besuchen, bei denen man etwas in Gruppen macht (Kurse irgendeiner Art vermute ich). Ein zurückgezogenes Leben sehe ich für mich nicht. Die meisten von uns hatten ja während der Corona-Lockdowns die Gelegenheit auszuprobieren, wie uns Zurückgezogenheit bekommt und ich gehörte (zu meiner Überraschung) zu denjenigen, die nicht klar kamen. In nächster Zukunft möchte ich das daher nicht wieder ausprobieren.
Natürlich ist es nicht so, dass ich alle meine Freundschaften brechen würde, um meine Freizeit in Gruppen von Fremden zu verbringen. Dann würde ich die entsprechenden Personen, von denen ich mich lossage, sehr vermissen. Aber wenn ich sie nie kennengelernt hätte, nicht von ihnen wüsste, dann wäre sicher dennoch ein gutes Leben möglich. Ganz davon abgesehen, dass es ja auch noch die Möglichkeit gibt, in der Familie oder im Beruf oder Sport völlig aufzugehen und daher keine Freund*innen darüber hinaus zu wollen oder zu brauchen.
Also, ja, ein gutes Leben ist auch ohne gute Freund*innen für mich vorstellbar. Vorstellbar ist für mich auch, dass ich dann etwas unerträglicher wäre, weil das Korrektiv fehlt. Aber das würde meinem guten Leben keinen Abbruch tun, nur dem der anderen.