Wie kann ein Tag so voll sein, ohne dass wirklich etwas passiert?
Schon morgens gab es Tränen in meinem Büro (lag nicht an mir!), dann unendlich viele Gespräche, so, als hätten sich alle ihre Anliegen über die letzten 4 Tage aufbewahrt. Ja, genauso war es vermutlich. Den Rest des Tages habe ich damit verbracht, in den Arbeitsbereichen, die ich abgegeben habe, bei Problemlösungen behilflich zu sein. Stun-den-lang. Wann hört das auf? Ich habe mir ja natürlich längst neue Aufgaben erfunden, die muss ich auch irgendwann machen und heute jedenfalls kam es nicht dazu. Dann ist noch der nOC ein absolutes Nadelöhr, noch Donnerstag hatte er mir zugesagt, dass wir „alles am Dienstag“ besprechen, heute war er aber schlicht nicht greifbar. Wie vom Erdboden verschluckt. Eine unkonkrete (ist ja alles vertraulich) aber genervte Mail von mir dazu hat er nun mit „morgen 9:30 Uhr“ beantwortet. Ich hoffe sehr.
Ich habe noch einmal überlegt, wie ich auf die Idee kommen konnte, in einer Woche gleich zwei Nächte quasi durchzufeiern. Ist es eventuell das, was man Midlife Crisis nennt? Wobei ich es nicht krisenhaft sondern sehr unterhaltsam empfinde, aber vielleicht habe ich auch etwas gründlich missverstanden, vielleicht ist Midlife Crisis gar nicht eine Krise, die man selbst als solche erlebt sondern nur ein für andere krisenhafter Umstand? Man hat allen Spaß der Welt und die anderen denken „das kann doch echt jetzt nicht sein“? Zuzutrauen ist es der Welt, man schreibt ja gerne Dinge, die man selbst nicht nachvollziehen kann, anderen als Problem zu.
Kommen wir ganz artverwandt zur Frage der Energie, so will es die tägliche unverbindliche Contentvorschlagliste, sie fragt folgendes: „Sie scheinen über sehr viel Energie zu verfügen. Haben Sie einen Tipp oder mehrere für energielose Menschen, die ihren Energielevel gerne steigern möchten?“
Ja, ich verfüge (zumindest meistens) über sehr viel Energie. Aber nein, ich habe wirklich keinen Tipp Was mir an mir im Vergleich zu anderen manchmal auffällt:
- Ich will Dinge. Und das verstecke ich nicht. Wenn ich etwas will, versuche ich zu machen, dass es geschieht, da ballere ich also rückhaltlos hinein.
- Ich wende auf viele andere Dinge einfach gar keine Energie auf, z.B. auf Fragen wie was wer jetzt denkt oder auf Selbstzerfleischungen zu irgendwelchen Themen.
- Ich entscheide schnell. Entscheidungen ziehen viel Energie in der Abwägungsphase, setzen Energie frei wenn sie getroffen wurden. Weil ich schnell entscheide, nutze ich den Schub ohne vorher zu viel zu verlieren.
Wie alles auf der Welt ist das mit der Energie aber natürlich nicht einfach schwarz-weiß. Ja, man kann ständig Dinge wollen, pushen, andere mitreißen und ohne Blick zurück durch die Wand rennen. Was auf der Strecke bleibt ist oft der weite Blick, die zarten und feinen Gesten, die Achtsamkeit (und Ehrlichkeit) sich selbst gegenüber.
Das sind Dinge, die mir nicht zufliegen, die ich mir antrainieren und mich immer wieder selbst erinnern muss. Und dabei ist es gut für mich, Personen um mich zu haben, die nicht im selben Tempo mitrennen sondern mir ab und an einen Vogel zeigen und mich committen, mich auf ihre Art einzulassen. Was unglaublich spannend ist aber für mich auch unglaublich anstrengend.
Rückfrage: Wie gehen Sie mit schnellen Entscheidungen um, die sich im Rückblick als wenig optimal oder falsch herausstellen?
Dass ständiges Abwägen Kraft zehrt, kapiere ich gerade, aber ich lerne noch.
Ich habe mir erlaubt, die Antwort in einem neuen Beitrag aufzugreifen 🙂
Ich danke Ihnen sehr!