Heute WmdedgT, also Tag der simplen Nacherzählung des Tagesgeschehens, wie angenehm. Letzten Monat habe ich das verpasst. Keine Ahnung, wie das passieren konnte. Ach ja doch, an dem Tag bin ich nach New York geflogen und als ich da ankam sofort mit 20 Leuten Essen und Trinken gegangen und irgendwann todmüde im Hotel gelandet, wo ich keinen Lichtschalter finden konnte, um das Licht im Bad auszuschalten (später erfahren: es gab auch keinen, es handelt sich um ein „Ambient Light“, das nur die Haustechnik umprogrammieren kann, wenn man es gerne aus hätte, alle irre), jedenfalls hatte ich da zwar einen 30-Stunden-Tag aber dennoch war schlicht keine Zeit übrig. Heute aber. Ach ja, alles weitere zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen.
Ich stand heute eine halbe Stunde früher auf, als üblich, weil M auch früher aufstehen musste und wir sonst im Badezimmer-Slot kollidiert wären. M durfte heute nämlich in Physikvorlesungen probehören, hatte daher eine weitere Anfahrt und andere Uhrzeiten. Wir waren also beide früh fertig, dann bewölkte sich der Himmel enorm und es wurde unwahrscheinlich, dass sie den Weg noch trocken per Rad schaffen würde, ich selbst konnte sowieso nicht Rad fahren wegen einer Abendverabredung. So ergab es sich, dass M das Auto nahm und ich mir eine Mitfahrgelegenheit nach Frankfurt erschlich.
Um 7:30 Uhr wurde ich also auf dem Riedberg-Campus ausgesetzt, schlug mich ohne Kaffee zur U-Bahn durch und fuhr nach Frankfurt. Ich habe momentan eine kleine Sucht nach Chai Tea entwickelt, zu Hause habe ich eine Dose mit Pulver, aus dem ich ihn herstelle aber auch unterwegs benötige ich ihn manchmal. Dann mag ich den von Starbucks sehr gerne. Starbucks hat jetzt ja auch Mehrwegbecher, aber (noch) nicht in der größten Größe, also Venti. Ich will bei Getränken aber immer die größte Größe, also entspann sich folgendes Gespräch:
Ich: Gibt es den Mehrwegbecher jetzt auch in Venti?
Verkaufsperson: Das haben Sie gestern schon gefragt!
Ich: Ich hatte gehofft, es hätte sich geändert. Ich frage jedes Mal, wenn ich komme. Dann fühle ich mich besser.
Verkaufsperson: Ich fühle mich dann nicht besser!
Ich: Naja aber Sie haben mehr Einfluss auf die Situation als ich. Geben Sie meinen Wunsch gerne täglich weiter.
Im Büro war ich entsprechend früh und hatte einen lockeren Tagesablauf ohne fixe Termine. Ich nutzte die Zeit gut zu Angelegenheiten, die ich als „Verbesserung von Abläufen“ bezeichne und andere bezeichnen es als „extrem auf die Nerven gehen“. Nach wie vor antworte ich auf jede einzelne Mail, die ich erhalte (ausgenommen Spam). Der alte Oberchef hatte mich darum gebeten, warum ist mir völlig unklar, verraten wollte er es nicht, er sagte, wir würden in einem Monat wieder sprechen. Der ist jetzt bald um. Bisher habe ich einen wesentlichen Aspekt festgestellt: ich habe immer das letzte Wort. Das kann ich nicht kleinreden, natürlich schafft das eine gewisse Wirklichkeit. Zwei weitere Aspekte, die mir (indirekt) berichtet wurden: es entsteht einerseits ein Eindruck von Kontrolle, andererseits fühlen sich Personen gesehen. Absurd wird es natürlich da, wo die andere Person auch immer wieder antwortet. Das kommt allerdings bisher nur bei genau einer Person vor, nämlich beim neuen Oberchef und auch hier eine interessante Erkenntnis: dem überlasse ich dann das Feld und antworte, bevor es weird wird, nicht mehr.
Ansonsten Kostenplanung für das 2. Halbjahr aktualisiert, an der einen Stelle ein bisschen Wogen geglättet, an der anderen Stelle ein bisschen Wellen gemacht, möglicherweise eine Lücke in einem Ablauf aufgedeckt (mögliche andere Erklärung: niemand will mir verraten, was die Vorgehensweise in Fall X ist), zwei Bewerberinnen eingeladen, eine Entsendung und einen Plan zur Büromöblierung besprochen.
In der Mittagspause schrieb ich Frau Paus (falls Ihnen der Name kurz nichts sagt: seit April 2022 Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, folgte auf Anne Spiegel nach deren unsäglichen Fernsehauftritt vor dem sie, also Anne Spiegel, aus für mich immer noch nicht nachvollziehbaren Gründen niemand bewahrt hatte). Mein neues Hobby ist ja, ich hatte es erwähnt, der „politische Brief“. Ich sage bewusst nicht „Korrespondenz“, weil Korrespondenz ja etwas Gegenseitiges impliziert, ich warte hingegen nicht auf Antwort, wobei, bei Frau Paus würde ich mich schon freuen, ich hatte nämlich Verständnisfragen und bei meinem Schreiben neulich zu einem „Radweg“ (in Anführungszeichen, weil es in Wirklichkeit eine Dooring-Zone ist) hatte ich auch Rückmeldung erbeten.
Um 17:15 machte ich Feierabend und fuhr mit Fragmente zurück nach Offenbach, dort setzten wir uns vor ein Lokal und aßen und tranken sehr gut. Ich probierte einen Grapefruit Spritz, auch sehr lecker, kann mit Limoncello Spritz mithalten. Wir unterhielten uns über dies und das und hatten – aus meiner Sicht – viel Spaß. Fragmente sagte, in einer derartigen Aggro-Phase wie der jetzigen habe sie mich noch nie erlebt. Das ist vermutlich korrekt, ich reguliere mich ja normalerweise nur jetzt halt nicht, weil Sommer ist und ich mit Selbstregulierung im Sommer nicht gut gefahren bin bisher, ich muss also etwas anderes ausprobieren.
Ich traf noch bei Sonnenlicht zu Hause ein, auch absurd, man kommt sich ja vor wie ein Kleinkind. Dann spielte ich Klavier. Ich spiele seit dem 19. Juni täglich Klavier, weil eine Freundin zu Besuch war, die mir berichtet, dass sie seit einiger Zeit täglich Klavier spielt. In mir türmten sich sofort alle Gefühle zwischen Neid, Bewunderung und FOMO auf und ich beschloss am nächsten Tag, mich weniger mit Gefühlen aufzuhalten und lieber zur Handlung überzugehen und ab sofort halt auch täglich Klavier zu spielen. Ich habe ja ein Silent-Piano, also ein normales akustisches Klavier, das aber eine zusätzliche Technologie enthält, womit man es stumm schalten kann, dann aber durch optische Sensoren und Elektronik Sound über Kopfhörer ausgegeben wird. So kann ich zu jeder Uhrzeit spielen, auch ganz egal, was andere Personen im Haushalt tun. Die Kopfhörerdingsdas, also die Dinger, auf den Ohren, zerfleddern allerdings, so dass ich nun neue Kopfhörer bestellt habe. Bis dahin zupfe ich mir die Schaumgummifetzen aus den Haaren.
Nun lässt mein Aktivitätsdrang langsam nach, unten im Hausflur stehen noch 26 kg Katzenstreu, aber ich denke nicht, dass ich die heute noch nach oben trage. Das Diebstahlrisiko bei einem Karton mit 26 kg Katzenstreu scheint mir auch sehr überschaubar.