Oktober 2023

21. Oktober 2023

Ich werde heute den gesamten Tag zum Zwecke des Amüsements unterwegs sein, möchte aber keinesfalls die spannende Frage aus der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste auslassen, die nämlich lautet: „Was ist aus den Museumsbesuchen geworden?“

Die Frage bezieht sich (nehme ich an) auf das Jahr 2021, für das ich vom Arbeitgeber eine MuseumsuferCard zu Weihnachten bekommen hatte. Eine sehr schöne Idee, wie ich fand, ich hatte das selbst für alle so organisiert. Mit dieser Karte kann man 1 Jahr lang kostenlos fast alle Frankfurter Museen und noch ein paar drumherum besuchen.

Ich fand die Idee so schön, dass ich mir vornahm, ALLE Museen anzuschauen. Es waren knapp über 50 glaube ich, also jede Woche im Jahr eines. Das hatte ich hier geschrieben, ich wollte über jeden Museumsbesuch berichten, hatte mir auch schon eine Liste und eińen Lageplan abgespeichert.

Ich war insgesamt in zwei Museen. Glaube ich – eventuell auch dreien, aber dann kann ich mich an das dritte nicht erinnern.. Das erste war im Wesentlichen voller Bilder, es gab ein paar Statuen, ich bemerkte, dass mich Statuen mehr ansprechen als Bilder. Das zweite Museum war mit gemischten Dingen, es war eher modern, ich erinnere mich, dass ich mit Katzentratschen auf einem schwarzen Tuch in einem dunklen Raum saß und wir einen großen Wasserball, der die Erde darstellte und von der Decke hing zwischen uns hin- und herbaumeln ließen, während der Stein des Sisiphos zu uns sprach.

Mit dem Plan, mit der MuesumsuferCard ALLE Museen anzuschauen ist, bin ich also grandios gescheitert.

Warum war das so? Teilweise äußere Umstände, ein Grund ganz klar die Öffnungszeiten. Ich hatte mir vorgestellt, nach der Arbeit jeweils noch für ein Stündchen in einem Museum vorbeischauen zu können, mein Feierabend ist aber selten vor 18:30 Uhr, die Museen haben so lange gar nicht auf, dass das noch klappen könnte. Bleiben die Wochenenden, 52 im Jahr, grob an jedem dritten verreise ich, an jedem weiteren dritten habe ich Zeugs zu erledigen und habe dann noch ein Drittel Wochenenden, an denen es sich nicht ergab. Außer halt zweimal. Von 17 möglichen Wochenenden war ich an 2 im Museum.

Innere Umstände, die hinzukamen: Ich finde Museen toll aber unfassbar anstrengend. Wenn ich in einem war, geht mir das ein paar Wochen im Kopf herum und ich habe gar keine Aufnahmekapazität für weitere Museen.

Hat sich das Ganze gelohnt? Ja definitiv, wenn auch nicht finanziell. Ich habe herausgefunden, dass ich Statuen mag, ich habe noch einen Geburtstagsgutschein für einen Museumsbesuch bei ganz vielen Statuen mit einer auf mich zugeschnittenen Führung, darauf freue ich mich ganz enorm und warte nur darauf, dass ich ausreichend kopffrei dafür habe, um das genießen zu können. Ich habe auch noch einen Geburtstagsgutschein für eine Führung in einem anderen Museum, auch auf mich zugeschnitten, selbe Situation. Das habe ich nämlich auch noch herausgefunden: allein im Museum bin ich verloren. Ich habe (noch?) keine Technik erlernt, wie ich mit den vielen Eindrücken umgehen kann – es ist ja aufgrund der Größe selten möglich, alles ganz genau anzuschauen und ich habe nicht gelernt, für mich zu filtern. Vielleicht kommt das noch, wenn ich ein bisschen öfter hingehe.

20. Oktober 2023

Seit ungefähr einer Woche wache ich jeden Morgen um 5 Uhr ganz von alleine auf und bin fit. Und kann nicht mehr einschlafen. Das ist ganz neulich kann eigentlich immer einschlafen. Gestern Morgen habe ich dann sogar einen Podcast gehört, zuverlässiges Einschlafmittel bei mir, aber an dem Tag blieb ich wach. Wie so ein ganz anderer Mensch. Vielleicht sind es Impfnachwirkungen oder etwas Hormonelles? Ich bin aber weiterhin den ganzen Tag topfit, auch jetzt um 23 Uhr noch, was immer es ist, es kommt mir also sehr gelegen. So ist der Tag länger, hurra!

Ich war heute dementsprechend früh im Büro und da wir ja gestern schon festgestellt hatten, dass ich da überhaupt keine relevanten Aufgaben habe, war ich auch ganz pünktlich um 15:30 Uhr fertig, um M von Flughafen abzuholen. Im Verlauf der Abholangelegenheit stellte sich heraus, dass eine spätere Abfahrt durchaus auch noch gereicht hätte, man wartet am Fraport derzeit ca. 2 Stunden auf Gepäck. M kam mit einem der Gepäckmenschen ins Gespräch und ihr wurde erzählt, dass momentan genau 4 Personen für das ganze Gepäck aus Terminal 1 zur Verfügung stehen. Ich denke, das war geschwindelt, sollte es so sein wäre wohl kaum noch Zeit für ein Gespräch gewesen.

Von 16 Uhr bis 18 Uhr hatte ich also im Flughafengebäude Handyzeit. Wusste aber nicht viel damit anzufangen, NYT Connections war schnell gelöst, ich beobachtete lieber Menschen. Ich lehnte an einer Säule mit Blick auf den Sitzbereich, mitten in dem Sitzbereich war ein Mann, der so tat, als würde er telefonieren und jemandem etwas über Corona erklären, in Wirklichkeit telefonierte er aber gar nicht sondern sprach zu den anderen Wartenden, ich erkannte es daran, dass er sich alle paar Sätze erwartungsvoll umschaute, ob es auch genug Publikum gäbe. Gab es, der Coronaprayer hatte also einen guten Tag. Ein anderer Mann hingegen hatte es schwer, weil ja alles so lange dauerte, also im Grunde genauso schwer wie die übrigen Anwesenden, aber ihn traf es härter, er stieß immer mal wieder heftig Atem aus, manchmal nonverbal, manchmal mit „Mannmannmann“. Er führte auch das eine oder andere echte Telefonat, um sich zu entlasten und den Menschen am anderen Ende des Gesprächs zu erklären, welchen Zumutungen er beim Warten am Flughafen ausgesetzt ist. Auch er schaute immer mal wieder nach Publikum, ich nickte ihm aufmunternd zu, er war verärgert, er zeigte es, das nennt man authentisch sein.

Endlich hatte ich M eingesammelt, wir nahmen noch 3 Freund*innen mit, die Gruppe erzählte, dass sie jetzt in einer Bar in Barcelona Hausverbot haben, ich habe im Chicago Meatpackers in Frankfurt Hausverbot, wir konnten uns gut austauschen, große Kinder sind was Tolles.

Achja, jetzt habe ich eine gute Woche Urlaub. Vergesse ich dauernd, es fühlt sich noch nicht so an.

Frage in der Liste heute: „Was macht die perfekten Socken aus.“ Die perfekten Socken – wie jedes perfekte Kleidungsstück – spürt man nicht. Sie bilden im Schuh keine Falten oder Röllchen, gleichzeitig sind sie nicht zu eng, dazu müssen sie exakt die richtige Länge und Breite haben, das ist schwer zu finden und natürlich höchst individuell. Mir passen oft die Socken von Kunert sehr gut. Weiter brauche ich Socken, die ganz überwiegend aus Baumwolle bestehen. Ich laufe sehr viel herum und Socken mit spürbarem Polyesteranteil machen mir Brandblasen am Fuß. Das ist kein Witz. In Ms Freundeskreis ist es übrigens nicht mehr üblich, zwei gleiche Socken zu tragen. Als es mir das erste Mal bei einer Freundin von M auffiel, fragte ich nach, warum sie zwei unterschiedliche Socken trug. „Warum nicht?“ war die Antwort. Mir fiel darauf nichts ein. M sortiert ihre Socken auch nicht mehr in Paaren zusammen. Ich finde das ganz schlau, habe aber selbst ein haptisches Problem, wenn ich Socken unterschiedlicher Form am Fuß habe, deshalb funktioniert das für mich nicht so gut.

19. Oktober 2023

Heute einen Zahn gezogen bekommen, nicht bei der Zahnärztin sondern im übertragenen Sinne von Cucinacasalinga. Atemlos aufgeregt berichtete ich ihr (wieder einmal), was ich alles vor dem Urlaub unbedingt noch erledigt haben will, wie eilig und dringlich und überaus knapp alles ist und so weiter, man kennt die Litanei. Cucinacasalinga fragte dann: „Was von deiner Liste führt denn zu einem größeren wirtschaftlichen Schaden, wenn es vor dem Urlaub nicht mehr klappt?“ Ich schaute meine Liste kritisch durch, öffnete und schloss mehrfach den Mund, sagte dann „nix“, wollte dann den Mund zum „aber“ öffnen und erinnerte mich, dass ich „aber“ nicht mehr sagen wollte, schaute die Liste nochmal durch: nichts. Ja, Dinge bei denen ich jemandem „sorry klappt doch erst 2 Wochen später“ schreiben muss. Dinge, bei denen es für andere komfortabler wäre, wenn wir sie im November abwickeln können statt im Dezember. Nichts, das später unmöglich ist oder deutlich teurer.

Sofort war mir fürchterlich langweilig.

Thema in der Liste heute: Halloween. Das ist heute noch nicht. Es ist Ende Oktober, am 30. oder 31. oder so, ich nehme sehr an, am 31, weil ja am 1. Allerheiligen ist und und Hallow e(v)en(ing) ja der Vorabend, das habe ich mir jetzt gerade so hergeleitet und fühle mich unendlich schlau. Sehr schöne Frage, vielen Dank!

Ansonsten, was soll ich dazu sagen? Ich habe mit M zwei oder drei Halloween Parties gemacht, eher zwei, bei der zweiten durfte eine Freundin nicht kommen, weil es kein christliches Fest ist, ich finde Religion wirklich unfassbar anstrengend, wenn sie als Entscheidungsgrundlage herhält. In einem anderen Jahr wollte M um die Häuser ziehen, „Trick or Treat“ machen, war aber noch zu jung, um das unbeaufsichtigt zu tun, also lief ich hinterher. Wir waren mit zwei anderen Müttern verabredet, jede brachte diverse Kinder mit, die beiden anderen waren Profis und ich erfuhr, dass man in Reihenhaussiedlungen geht und wenn da ein Kürbis oder Ähnliches vor der Tür steht, ist Trick or Treat willkommen. Es war ein sehr kalter und klarer Abend, viel Laub auf der Straße, die eine Profi-Mutter zog eine Flasche Prosecco und Pappbecher aus der Handtasche, in manchen Häusern wurden wir auf einen Glühwein mit hineingebeten und später endeten wir auf einem Hinterhoffest mit Lagerfeuer und Grillgut. Ich weiß nicht, wie wir nach Hause gekommen sind, die Autos, mit denen wir von der Innenstadt rausgefahren waren, mussten wir jedenfalls stehen lassen. Die Kinder kamen vollzählig mit zurück, glaube ich, sonst wüsste ich das ja heute. Ich kenne seitdem viele Personen aus der hiesigen Lokalpolitik.

18. Oktober 2023

Wieder so ein völlig wilder Tag, der keine Minute langweilig war. Könnte doch immer Oktober/November sein! Ich glaube, ich habe keine Viertelstunde am Stück heute am Schreibtisch gesessen. Gleich morgens erwischte ich den nOC, suchte danach ein paar Personen einzeln auf (oder heim, wie man es sehen möchte), dann war ein Vorstellungsgespräch, anschließend Bauanahme in verschiedenen Bereichen, danach schwammen wir eine halbe Stunde lang VOR der Welle, das war sehr schön und musste folglich später nachbesprochen werden, bei Kuchen, weil alle Pausen bis dahin vergessen wurden. Die restlichen zwei Stunden verbrachte ich mit der Verteilung von Arbeit an andere, ich hielt es ja aus Gründen, die ich heute nicht mehr nachvollziehen kann, zu Beginn des Jahres für klug, mitten in meiner allerstressigsten Zeit des Jahres für eine gute Woche Urlaub zu machen, dann zwei Tage da zu sein und dann wieder für 4 Tage in den Urlaub zu fahren. Ich weiß wirklich nicht, was mich da geritten hat. Vermutlich Terminnot, zu einem anderen Zeitpunkt wäre es gar nicht möglich gewesen, jetzt ist es nur schwerlich möglich, schwerlich ist besser als gar nicht! Folglich müssen jetzt aber andere Leute Sachen machen oder über Sachen informiert sein, dazu gehören Unterlagen, die verteilte ich, mit vielen Erklärungen. Ich habe noch eindreiviertel Arbeitstage. Es könnte noch alles aufgehen.

Wir sind, wenn wir diesen Plan ein Stück weiterdenken, schon beim Thema des Tages aus der unverbindlichen Contentvorschlagliste: „Mut zum Scheitern“. Ich kann Ihnen – es mag Sie beruhigen oder auch nicht – in voller Ernsthaftigkeit versichern: Sie brauchen keinen Mut zum Scheitern. Sie scheitern eh, ob Sie wollen oder nicht, ob Sie etwas machen oder ob Sie es lassen (vermutlich scheitern Sie im „lassen“ noch viel mehr als im „machen“), sie scheitern mutig oder saufeige, es ist wirklich vollkommen irrelevant, stressen Sie sich nicht damit, sich in irgendeiner falschen Annahme selbst zu Mut zu motivieren um ein irgendwie geartetes Scheitern mehr zu riskieren, als es Ihrer Natur entspricht, das ist stümperhaftes Coaching, Kalendersprüchescheiße. Und wie gesagt, Sie scheitern auch ohne Mut in völlig ausreichendem Maße.

Da es nun sowieso ständig passiert und man sich nicht aufwändig zu Mut verhelfen muss, um richtig schön scheitern zu können, folgt logischerweise, dass Scheitern kein Grund zum Verzagen ist. Wann klappt denn schon irgendwas beim allerersten Versuch? Es geht viel mehr schief als gelingt. Merken wir nur nicht, weil wir uns über das Gelingen so freuen. Sie werfen 10x ein zerknülltes Papier durch den Raum in den Papierkorb, einmal treffen sie und denken „Boah ich bin die Queen das ist mein Glückstag“, die übrigen 9x haben Sie sofort vergessen, ist ja normal nicht zu treffen, niemand hört nach dem ersten misslungenen Papierkorbwurf des Lebens auf mit dem Gedanken „Ok ich kann nicht quer durch den Raum in Papierkörbe werfen es ist sinnlos das können nur andere!“. Probieren Sie es halt nochmal, mehrmals und wenn Sie keine Lust mehr haben, probieren Sie was anderes. Wenn es um eine Sache geht, die Ihnen wichtig ist, kann man es auch strukturiert angehen. Was war der Moment, zu dem klar war, dass Sie in der jeweiligen Sache gescheitert sind und wie sah der Weg dorthin aus. Hätte es andere Abzweigungen gegeben, haben Sie die absichtlich nicht genommen und wenn ja, was waren die Gründe dafür und wie ist deren Relevanz rückwirkend zu betrachten, oder haben Sie die nicht gesehen und wenn ja, warum, waren Sie zu schnell, zu voreingenommen, zu arrogant? Vielleicht können Sie nochmal zurückgehen auf „LOS“ und es nochmal probieren, vielleicht auch nicht, vielleicht gibt es irgendwann nochmal eine ähnliche Situation, in der die Ergebnisse dieser Überlegungen hilfreich sind, vielleicht bilden Ihre Überlegungen auch über die Zeit und verschiedene Erlebnisse des Scheiterns hinweg Cluster, vielleicht bemerken Sie ein Muster, eine Sache, die Ihnen immer wieder konträr läuft und die sich sich dann, wenn Sie Zeit und Lust haben, mal anschauen können, um sie dauerhaft besser handhaben zu können. Im Idealfall hat es was mit Ihnen selbst zu tun und nicht mit anderen oder mit Pech oder dummen Zufällen, an diesen letzten drei Sachen kann man wenig machen, da hilft nur abhaken.

Mir hilft auch immer die Frage, was ich HEUTE will. Generell will ich ja die Weltherrschaft, scheitere an diesem großen Plan insgesamt bisher. HEUTE will ich die Weltherrschaft aber nicht mehr, ich sitze ja schon im Pyjama im Sessel und habe einen ganzen Marzipan-Nougat-Baumstamm gegessen, mir ist dezent übel und ich würde heute ungern heute noch vom Balkon zu irgendwem sprechen. Heute will ich nur, dass Sie hier lesen. Morgen sehen wir dann weiter. Vielen Dank.

17. Oktober 2023

Ich habe mich gerade in den Sessel gesetzt, Closure sozusagen, heute Morgen saß ich auch irgendwann im Sessel, tiefenentspannt mit einem Tee und ich bestellte einen dünnen, schwarzen Baumwollschal. Das kommt mir vor, wie mehrere Jahre her, der Tag riss mich davon, es geschah dies und das völlig unvorhergesehen und nun wurde ich wieder ausgespuckt vom Tag hierher in den Sessel, total lustig, ich mag sowas ja. Gerade sah ich das offene Tab mit dem Schal und dachte „ui, so ein schöner Schal, den könnte ich mir ja kaufen!“ – ich habe es aber noch rechtzeitig bemerkt. Von mindestens 3 Personen, die hier mitlesen, habe ich mir einen solchen Schal übrigens gewünscht über die letzten zwei Jahre, aber ich habe ihn nicht bekommen. Vielleicht, weil es sie so unerwartet traf, das sich mir mal etwas Gegenständliches wünsche, ich schließe das ja eigentlich komplett aus. Vielleicht auch, weil es sie es zu anstrengend finden, einen Schal zu besorgen oder vielleicht, weil sie mich sowieso doof finden, was weiß man, ist aber auch unwichtig, das Schalschenkfenster hat sich heute morgen geschlossen, die Gelegenheit ist vorbei, vertan möchte ich fast sagen.

Bis vorhin war noch „Event“ mit Frau Herzbruch, so nennen wir unsere 2wöchigen Online-Treffen, bei denen wir Sekt trinken und uns unterhalten. Wir sprachen auch über meinen Geburtstag, seit ich auf der Geburtstagsfeier von Violinista war, kann ich weitere Feierlichkeiten kaum abwarten und während unseres „Events“ streute ich daher Einladungen in verschiedene Richtungen, ich freue mich schon sehr.

Thema in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Umgang mit Teenagerleichtsinn“. Ich bin unsicher, ob „Leichtsinn“ hier das passende Wort ist, vielleicht würde ich eher sagen, das Teenager in ihren Risikoeinschätzungen oft noch etwas unterkomplex denken. Es ist nicht so, dass sie das Risiko sehen und sich aktiv dafür entscheiden, es einzugehen. Sie sehen es schlicht nicht oder nicht in derselben Ausprägung wie Menschen mit mehr Lebenserfahrung. Vielleicht erkennen sie an dieser Formulierung schon meinen recht milden Blick. Absolut wichtig finde ich den Schutz von Leib und Leben, der Rest ist mehr oder weniger verhandelbar. Deshalb ist es wichtig, es den Teenagern ganz leicht zu machen, weniger Risiken einzugehen. Das können ganz einfache Dinge sein wie ein Badezimmerschrank mit Kondomvorräten, an denen sich auch Gastteenies gerne bedienen dürfen oder eine Taxiapp auf dem Handy, die automatisch über das Konto der Eltern bucht und so in Notfällen immer für einen sicheren Heimweg zur Verfügung steht, das kann die Abmachung sein, auf ein bestimmtes Signal hin das Kind anzurufen und streng nach Hause zu beordern, damit es in unangenehmen Situation gehen kann ohne Gesicht zu verlieren, das kann die Abmachung sein, immer alle Softdrinkrechnungen zu übernehmen. Im Idealfall schafft man es noch, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen so dass sie wissen, dass sie jederzeit anrufen können und es wird geholfen ohne Fragen zu stellen, oft funkt dann aber dazwischen, dass das Kind die eigenen Eltern vor Sorgen schützen möchte und dann doch nicht anruft, es kann also sinnvoll sein, dafür eine emotional etwas weiter entfernte Person zu finden. Ich bin diese Person für einige Freund*innen von M, für M wiederum ist es jemand anders.

Ansonsten rede ich, wenn ich mich sorge, also sage „ich sorge mich“ und erkläre genau, warum. Das sind selten harmonische Gespräche, sie enden oft mit Ärger und „jetzt hast du es mir verdorben“ und ja, das ist richtig, das habe ich, weil das Gespräch zu ein höheres Risikobewusstsein erzeugt hat und die Folge ist, dass das Vorhaben an Schwere gewonnen hat und nicht mehr uneingeschränkt reizvoll erscheint. Das muss man aushalten und sich klar machen, dass genau das das Ziel des Gesprächs war. Das Vorhaben sollte weniger attraktiv werden, weil es gefährlich ist und ja, das nimmt Spaß und ist richtig blöd und die Person, die das aufgebracht hat nervt gewaltig. Auseinandersetzung ist notwendig, da geht kein Weg dran vorbei. Es hilft der Glaubwürdigkeit, sich nur da einzumischen, wo auch wirklich echte Sorge besteht und nicht überall da, wo die eigenen Vorstellungen von was schön, gut, bequem, angemessen ist unterlaufen werden, genau das wollen Teenager ja gerade für sich selbst herausfinden. Und müssen sie auch, sonst wären sie immer nur Kopien von uns und wie schade das wäre!

16. Oktober 2023

Es gibt diese Situationen, wir nennen sie gerne „unglücklich“, die sind einfach schlecht und lassen sich in keiner Weise gut auflösen, ich erwähnte es bereits einmal. Und heute hatte ich davon gleich zwei.

Die eine war lapidar, hauptsächlich, weil ich auf eine bereits geschaffene und solide Basis sozusagen eincashen konnte und so konnte ich in das Büro des nOC gehen und ihm „Wir haben folgende Situation, die Erklärung interessiert sie nicht, Sie müssen nur mein Wort nehmen, dass ich nicht verrückt oder nachlässig geworden bin und dann einfach hier unterschreiben, damit lösen wir das Ganze auf“ und das tat er dann und alles war gut.

Die zweite Situation war zugegebenerweise deutlich komplexer, hätte dennoch bei einer guten Basis zwischen allen Beteiligten vielleicht zufriedenstellend gelöst werden können, diese Basis haben wir aber nicht, jede der vier beteiligten Personen findet jeweils alle anderen eher entbehrlich. In Bezug auf die Situation: der eine kann sie nicht lösen, die zweite darf nicht, der dritte und ich können und dürfen und haben daher die Wahl: stehen wir lieber vor uns selbst oder vor allen anderen als Depp da, im ersten Fall ist nichts zu tun, im zweiten müssen wir lösen. Der andere entschied sich für Variante a, muss also nicht, ich mich für Variante b, kann und darf und muss also und heute setzte ich um. Kurz vor Feierabend und das war sehr klug, weil mir der Vorgang sämtliche Energie abzog.

Im Anschluss verabredete ich mich mit Herrn N. in einer fußläufigen Kneipe und löschte den schalen Geschmack im Mund mit Flammkuchen und Bier. Ich weiß gar nicht, warum wir das nicht ständig machen, also nicht das mit den schlechten Situationen sondern das mit der fußläufigen Kneipe. Fast hätte ich sogar noch Schanuf zum Vorbeikommen auf ein Getränk bewegt, aber sie hatte Verpflichtungen, die mit einer Couch zu tun hatten. Dennoch, um 21 Uhr schon im Sessel, es gab leckeres Essen und die Küche ist sauber, ich glaube, ich habe diese kluge Vorgehensweise in 3,5 Jahren Pandemie schlicht vergessen. Wer weiß was noch alles.

Ansonsten habe ich noch einen Nachgedanken vom Wochenende bei Violinista. Wir sprachen kurz anlassbezogen von einem Kleidungssstück, das ihr Unbehagen bereitete und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr stellte ich fest, dass ich meine Kleidung eigentlich nie spüre. Ich spüre zwar dezent ihr Vorhandensein aber sie ist mir nie unangenehm. Ich bin auch schon versehentlich völlig bekleidet schlafen gegangen, einfach weil ich vergessen hatte, das ich nicht in Schlafkleidung gewechselt hatte. Das alles gilt natürlich nur zu Jahreszeiten, die ich nicht hasse, im Sommer ist alles unbequem, Kleidung genauso wie keine Kleidung aber das hat mit dem Thema an sich nichts zu tun sondern mit Sommer und darüber wollen wir nicht reden jetzt, wo er endlich vorbei ist. Also kurz: meine Kleidung verhält sich unauffällig. Wenn mir auffällt, dass ich sie trage, stimmt in der Regel etwas nicht: Socken haben ein Loch, Hosen sind zu weit oder zu eng, Oberteile sind aus unangenehmem Stoff, BHs sitzen nicht richtig, all das entsorge ich dann sofort, ich lasse mich nicht von Dingen belästigen. Sehr dunkel erinnere ich mich, dass das „früher“ mal anders war, dass ich da öfters meine eigene Kleidung ungemütlich fand. Vielleicht fällt mir noch ein, wann sich das verändert hat, bisher leider nicht.

Nachgereicht auch noch zwei Antworten aus Fragen der unverbindlichen Contentvorschlagliste, ich habe plötzlich den Ehrgeiz in mir entdeckt, sie komplett abzuarbeiten und schneller Fragen zu beantworten, als Sie welche reinschreiben, hehe. Die von heute ist mir aber gerade zu anstrengend, also die von gestern und vorgestern, die sind sehr einfach.

Die eine: „Brüllen Sie tatsächlich Menschen an (siehe vorletzter Absatz vom Text vom 22.08.23)? Ja, ich brülle tatsächlich Menschen an. Meistens brülle ich, wenn ich mich erschrecke oder wenn die Situation kein ausführlicheres Gespräch erlaubt, also z.B. im Straßenverkehr, ich hupe auch außerordentlich gern, wir können alle froh sein, dass ich so selten Auto fahre. Manchmal auch so, wenn ich sehr verärgert bin. Am Arbeitsplatz eher nicht.

Die zweite: „Die Fee schenkt Ihnen eine Fertigkeit, die sie sich schon lang gewünscht haben, aber aus eigener Kraft nicht erwerben können. Welche ist das?“ Das wäre natürlich das Fliegen. Ich kann nachts in allen meinen Träumen fliegen und halte das für mich für die optimal passende Fortbewegungsmöglichkeit, es ist mir ein absolutes Rätsel, warum ich das einfach nicht kann.

15. Oktober 2023

Der Eintrag von gestern fiel aus, Sie kennen das vom Radfahren: manchmal muss man ein bestimmtes Tempo halten, um nicht seitlich umzukippen.

Das Vorhaben, keine Impfnebenwirkungen zu spüren, ist gut gelungen. So brach ich gestern nach Erledigung diverser Kleinsttätigkeiten nach Saarbrücken zur Geburtstagfeier von Violinista auf. Violinista wünscht sich sehr, dass ich über ihre Party schreibe. Das teilte sie mir nicht nur sehr direkt mit, mehrfach, sondern vorher auch schon indirekt, indem sie mich z.B. fragte, ob ich denn für den Tag gestern einen Platzhalter hier im Blog erstellt hätte, damit ich später noch einen Eintrag am richtigen Tag schreiben könne. Hatte ich natürlich nicht, fand die Frage auch merkwürdig irrevant, sie musste also in der Äußerung ihrer Wünsche massiver werden.

Ich finde es schwierig, über Partys zu schreiben, weil ich generell versuche – aus Fairnessgründen – den Fokus des Blogs auf mir zu halten. Das klingt jetzt schon schräg, so als ob ich nur unfaire Dinge über die Partygäste schreiben könnte, was natürlich nicht der Fall ist, alle waren sehr nett, sind sicher auch generell sehr nett. Das klingt genauso schräg. Ich sehe jetzt schon, wo das hinführt.

Wir fangen vorne an. Am Samstagmorgen, eher schon Samstagmittag rief Violinista mich an mit der Botschaft, sie fühle sich recht matt und eingetrübt und ob überlege, ob sie die Feierlichkeit lieber absagen solle. Ihre Stimme kam mir aber gar nicht matt vor, eher leicht panisch, ich erfragte also Details, wie viele Gäste überhaupt erwartet würden, es wurde mir eine Zahl näher an der 30 als an der 20 genannt und ich diagnostizierte folgerichtig „Partypanik“. Empathisch war ich dabei auch, hätte ich wenige Stunden später knapp 30 Gäste erwartet, hätte ich mich durchaus auch angestrengt und vom Leben überfordert gefühlt. Diese Partysache ist ja kaum noch jemand gewohnt, schließlich spielen wir schon seit 3,5 Jahren Pandemie. Ich selbst kannte von den erwarteten Gästen alle vom erzählen und 7 bereits persönlich und war mir bei 6 dieser 7 Personen sehr sicher, dass sie auch eine Partyvariante mitgehen, bei der die Gastgeberin überfordert auf dem Sofa liegt, links hält jemand Händchen, rechts fragt jemand nach den Wünschen und ruft weitere Personen mit Speisen und Trank herbei.

Dazu kam es aber gar nicht, zwar fragte Violinista um 3 Minuten vor 19 Uhr noch, wo denn die ganzen Gäste seien und zierte sich, als ich anbot, vor der Tür Ausschau zu halten, ob sich im Dorf schon eine Schlange gebildet habe. Tatsächlich hätte ich dabei schon mindestens ein Paar entdeckt, erfuhr ich später, die im Zustand der Abhandengekommenen Partyerfahrung nämlich zu früh waren und das genauso peinlich fanden, wie Violinista mein Ansinnen, nachzuschauen, ob jemand kommt (und ggf. zu rufen, das hatte ich auch angeboten), daher hatten sie ein paar Häuser weiter abgewartet, bis andere ins Haus gingen. Wie schwer man sich das Leben machen kann!

Es war eine Mitbringparty. Total gute Idee! Unglaublich leckere Speisen wurden mitgebracht, für mich besonders herausragend ein grüner Salat mit Traube, Zwetschge und Erdnüssen und ein Shepard’s Pie. Dazu gab es Livemusik und viel Gespräch, ich bemerkte den ganzen Abend keinerlei Impfnebenwirkungen außer, wenn eine Gästin mit Mörderbizeps – der im folgenden auch vorgezeigt wurde – mir im Eifer des Gesprächs immer mal wieder auf die Grippeimpfstelle boxte. Später, als der Kreis kleiner wurde, wurde Kopfstand vorgeführt und manche schliefen mitten auf der Party ein, wie es sich gehört. Ich denke, die Gastgeberin kann zufrieden sein.

Heute am Mittag reiste ich zurück, etwas angeschlagener als am Vortag und mit schmerzendem Coronaimpfarm (vielleicht hätte ich die Bizepsfrau da auch ein paar Mal draufhauen lassen sollen, der Grippeimpfarm ist völlig okay!. Auf einem Autobahnrastplatz legte ich deshalb ein kleines Zwischenschläfchen ein, das mich über die restlichen 100 km trug. Deshalb werde ich nach einem Backofengemüseabendessen auch gleich schon für etwa 10 Stunden schlafen gehen und wenn ich danach fit bin werde ich sagen können: das alles war ein hervorragender Plan.

13. Oktober 2023

Morgen werden wir sehen, wie weit der feste Wille trägt.

Aber von vorn. Ich wurde heute von Impfluencerin Fragmente vor dem Bürohaus aufgesammelt und wir fuhren zu einem Impftermin. In einer Apotheke in einem großen Shoppingcenter, wahnsinniges Gebilde, von außen schon extrem verwirrend, zwei Spuren führen ins Parkhaus, diverse Rolltreppen führen ins Parkhaus, manche auch in eine U-Bahn-Station, es ist ehr weitläufig. Ich kann ja keine Einkaufszentren, ich verliere erst die Orientierung und dann meine Persönlichkeit. Es war im Nordwestzentrum ein klein wenig besser, weil es zum einen nicht ganz geschlossen ist und zum anderen in Teilen ein Glasdach hat, so dass mir die zeitliche Orientierung ein wenig erhalten bleibt. Ich kann sonst nach kurzer Zeit in solchen Zentren schon nicht mehr sagen, ob Tag oder Nacht ist und die wievielte Nacht möglicherweise, vielleicht wurde ich da drin schon geboren und bin da aufgewachsen, vielleicht ist auch alles nur ein Traum. Wie gesagt, ich kann Einkaufszentren nicht.

Wir besuchten erst die Apotheke, linker Arm Grippe, rechter Arm Covid, ich hätte es lustiger gefunden, wenn zwei Personen das gleichzeitig gemacht hätten aber es war nur eine Person, die um mich herum ging. Nicht schlimm, wenn sich nicht alle Wünsche erfüllen. Danach hatten wir noch 6 Stationen: Passfotos, Blumen, Baklava, Obststand, Rewe, Starbucks. Wir liefen in viele Richtungen, nur einmal erkannte ich etwas wieder, der eine Fotoladen hatte eine defekte Fotomaschine aber plötzlich erschien uns ein anderer Fotoladen, als wir beim Baklava ankamen, konnte ich schon keine Entscheidungen mehr treffen und verließ den Laden ohne Kauf, bei Rewe trug ich ein Glas Leberwurst aus Linsen durch den (sehr großen!) Laden bis fast an die Kasse, dort bemerkte ich dann, dass das Haltbarkeitsdatum schon überschritten war und stellte es wieder weg, also auch kein Einkauf im Rewe. Die Blumen waren auch eher schon hinter „best before“, das Obst ließen wird aus, Fotos brauchte nur Fragmente, ich habe es geschafft, mich unzählige Stunden in einem Einkaufszentrum aufzuhalten und nur einen Kaffee zu kaufen.

Um 17 Uhr war ich zurück im Büro, stellte die Unterlagen für die 2. Budgetrunde fertig und schickte sie ab, erledigte dann unaufgefordert gleich die 3. Runde auch noch, das werden sie nicht bemerken, weil es den Abläufen widerspricht, in zwei Wochen werden sie danach fragen und dann kann ich klugscheißen, darauf freue ich mich. Und für mich ist es einfacher so, die 3. Runde besteht nämlich darin, Posten über einer gewissen Summe und Abweichungen über einer gewissen Größe noch einmal gesondert zu erklären, das ist natürlich viel einfacher, wenn ich mir die Sache gerade so überlegt habe als zwei Wochen später, wenn die Welt sich schon längst wieder weitergedreht hat.

Vom Büro aus fuhr ich gleich weiter zum Chor. Und jetzt bin ich hier gerade im Sessel angekommen und frage mich, ob ich morgen auf der Party von Violinista wohl einen meiner beiden Arme mit einer Flasche Bier zum Mund heben kann. Wir sind jetzt wieder beim Thema. Ich vertrage die Covid- und Grippeimpfungen nämlich nur so mittel, üblicherweise liege ich danach 1 Tag mit Fieber und Schüttelfrost im Bett und bin einen weiteren sehr matt. Dazu habe ich dieses Mal keine Zeit, ich reise ja morgen zu einer Party. Daher habe ich entschieden, dass ich dieses Mal keine Impfnebenwirkungen haben werde, jedenfalls keine gravierenden, maximal dürfen es schwere Arme sein. Das ist mein fester Wille und ich erwarte, dass es so geschieht.

In der täglichen Contentvorschlagliste ist heute die Frage, was „Freitag der 13.“ mit mir macht. Die Antwort ist knapp und unspektakulär: rein gar nichts. Ich kann mich auch an keinen Zeitpunkt in meinem Leben erinnern, zu dem das anders gewesen wäre.

12. Oktober 2023

Der Tag war anstrengend, und es entspannt mich ja, wenn Geräusche um mich herum sind. Allerdings bin ich allein zu Hause bzw. mit den Katzen, aber Katzen sind leise Tiere. Seit einer Viertelstunde versuche ich jetzt, ein Fernsehprogramm im Hintergrund laufen zu lassen, für angenehme Geräusche und ich scheitere.

Programmplatz 1, ARD, jemand wird umgebracht, entspannt mich nicht
Programmplatz 2, ZDF, jemand hat eine schwere Krankheit, entspannt mich nicht
Programmplatz 3, Arte, halbnackte Menschen massieren sich und volle Aschenbecher stehen herum, das stört mich
Programmplatz 4, ZDFINfo, irgendwas urzeitliches mit Skeletten und mit sensationsheischender Musik, die mich anstregt
Programmplatz 5, alphaHD, Menschen sprechen starken Dialekt, strengt mich auch an
Programmplatz 6, ZDFneo, erst dachte ich MaithinkX kommt aber jetzt ist da ein Mann im blauen Anzug, das stört mich, außerdem ist applaudierendes Publikum da, das ist enorm schlecht
Programmplatz 7, OneHD, Thorsten Sträter, da war ich neulich (also vor ca. 1 Jahr) mal in einer Show, den mag ich gern aber jetzt sitzt der da mit einem anderen Mann, naja, die Sendung heißt auch Männerhaushalt, da bin ich nicht die Zielgruppe, warum sollte ich zwei Männern zuhören, die sich unterhalten.
Programmplatz 8, RTL, Doku über Gewalt gegen Frauen, entspannt mich nicht
Programmplatz 9, SAT1, irgendwas mit Notarzt, megaunentspannend für mich, warum guckt man sich denn Notfälle an?!
Programmplatz 10, RTL+, ein Fuchs preist mir Waschmittel an wtf?
Programmplatz 11, DMAX, nun Feuerwehrnotfälle, sind auch nicht besser als Krankenwagennotfälle
Programmplatz 12, Doku irgendwas, es geht um Mafiamorde. Nein danke, kein Mord in meinem Wohnzimmer

Ich gebe das jetzt auf.

Mein Büroplan für heute ging auf. Alles Wesentliche ist erledigt, ich hatte mir einen Wecker auf 17:45 Uhr gestellt, damit ich definitiv pünktlich Feierabend mache . Einreichen werde ich die Sachen erst morgen, um 17.43 hatte ich noch festgestellt, dass ich komplett vergessen hatte, Stromkosten mit einzuplanen für 2024, insofern war es eine gute Idee, mich aus der Situation zu nehmen. Morgen weitermachen ist besser, in jeder Hinsicht.

Die anschließende Gesangsstunde war schwierig, ich war nicht im Rhythmus, kein Wunder, ich war ja in mir nicht im Rhythmus und im Tag schon gar nicht, es hätte auch noch 11 Uhr morgens sein können oder schon 1 Uhr nachts, ich war den Arbeitstag über in einer anderen Dimension. Wir beschlossen, uns auf Sonntag zu vertagen.

Thema der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste: Tax the Rich. Ich habe bei Steuern nicht so richtig den Durchblick. Es scheint mir ein amöbenhaft gewachsenes Geflecht aus Regelungen zu sein, in dem es zahlreiche Sonderwege gibt. Optimistisch nehme ich an, dass diese Sonderregelungen möglichst vielen verschiedenen Lebensrealitäten Rechnung tragen sollen, dass sie eigentlich zu mehr Gerechtigkeit führen sollen. Gleichzeitig führen sie – wie alle verworrenen Regelungen – auch zu Missbrauch und wer sich sehr gut auskennt oder eine Person bezahlt, die sich sehr gut auskennt, findet für sich selbst bessere Weg als der Durchschnittsmensch. Das ist ärgerlich, denke ich, denn eine Gesellschaft ist ein Solidarsystem und alle sollten einen gerechten Anteil daran tragen. Ich kenne mich zu wenig aus, um beurteilen zu können, ob Vereinfachungen möglich sind und ob sie zu mehr oder zu weniger Gerechtigkeit führen.

11. Oktober 2023

Sehr wilder Tag. Heute haben ja zwei sehr wichtige Menschen Geburtstag nämlich (in alphabetischer Reihenfolge) Fragmente und Violinista. Ich rief beide vom Arbeitsweg aus an, bei Violinista, die ja ein sehr unstetes Leben führt, war ich unsicher, ob ich sie eventuell aus dem Tiefschlaf reiße aber dann dachte ich mir, sie ist ja nun alt genug geworden, um sich mit dem Handy zu organisieren und es ggf. auszuschalten. Sie klang aber wach – schon so, als hätte sie noch nicht mit ganz so vielen Personen vorher gesprochen, aber auch nicht wie frisch aus dem Schlaf gerissen und war schon ausreichend auf Zack, anzumerken, dass meine Doppelimpfpläne am Tag vor der Party vielleicht nicht klug sind. Ich versprach, in diesem Fall für entsprechende Medikation zu sorgen. Wir werden sehen.

Bei Fragmente war ich unsicher, ob ich sie am Arbeitsplatz störe, auch das war aber nicht der Fall, sie stand noch im Stau, ich präsentierte die Idee von Geburtstagslunch aber das ging sich dann zeitlich bei ihr leider nicht aus. So war ich den ganzen Tag in Zahlen vergraben, nächste Budgetrunde ist Montag und das ganze Wochenende bin ich unterwegs, es muss also am Freitag alles fertig sein, morgen habe ich abends aber was vor und gehe daher ganz pünktlich und am Freitag ist der Nachmittag mit Fragmente vorgesehen und abends Chor – das mag jetzt nach schlechter Planung klingen aber ist es ganz und gar nicht. Ich mache in diesen Phasen, in denen ich eigentlich ununterbrochen auf eine Deadline hinarbeiten müsste-sollte-könnte-würde immer viele private Termine, damit ich genau das nicht tue, das tagelange Vergraben mit eskalierenden Arbeitsstunden und Nächten vor dem Rechner. Das tut mir nämlich nicht gut und die Qualität wird auch nicht besser. Die Zeit, die ich durch eine Mittags-oder Abendverabredung nicht zusätzlich investiere, hole ich danach locker wieder auf, weil ich entspannt bin und keińen Tunnelblick habe.

Zwischendrin, zwischen den Zahlen, hatte ich noch Besuch. Der Möbellieferant kam, begleitet von einer Person, die mir als „Head of Innenarchitektur“ und einer anderen, die mir mit „Unsere Designerin“ vorgestellt wurden. Gemeinsam begingen wir eine Baustelle und zwei Bereiche mit Veränderungsbedarf, Head of Innenarchitektur und Unsere Designerin wiegten die Köpfe hin und her und sprachen von Herausforderungen, Problemstellungen und schweren Denkaufgaben und ich versuchte nicht durchscheinen zu lassen, dass mich Design und Innenarchitektur in etwa genauso interessieren wie Autos.

Heute Abend gelang es mir dann noch, das gestern ausfindig gemachte Paket abzuholen. Der Kioskmann begrüßte mich freudig und namentlich und holte es sofort aus seinem Hinterzimmer.

Themenanreichung in der täglichen Contentvorschlagliste heute: Wanderurlaub.

Vor ein paar Jahren hatte ich mit Frau Herzbruch ja mal überlegt, eine mehrtägige Eselwanderung in der Uckermark zu machen. Ich weiß nicht mehr, wie es dazu kam, ich glaube, Frau Herzbruch hatte diese Idee. Ich mag Esel. Der Uckermark sagt man aber schlechten Handyempfang nach und als wir uns die Unterkünfte, die bei der Eselwanderung zur Auswahl standen, anschauten, waren wir schnell desinteressiert.

Ich habe nichts gegen Wandern, ich besitze sogar Wanderschuhe, die ich schon häufiger mal getragen habe. Die Wanderreisen, die die Kaltmamsell unternimmt sprechen mich sehr an, denn da dreht man nicht Runden sondern geht von Ort zu Ort (ich habe immer gern ein Ziel) und das Gepäck wird transportiert. Das ist für mich wichtig, ich möchte bekanntlich überhaupt nie irgendwas tragen. Eigentlich auch keinen Tagesrucksack mit Wasserflasche, deshalb fand ich die Idee mit dem Esel attraktiv. Ich habe, finde ich, in meinem Leben meinen Anteil an „Sachen hin- und herschleppen“ schon fertig absolviert, ich möchte das einfach nicht mehr, es macht mich aggressiv und mein generelles Aggressivitäsniveau ist ja schon ausreichend hoch, da muss man etwas achtsam vorgehen. Achja und im Sommer würde ich natürlich überhaupt nie wandern wollen, ich glaube, für die Eselwanderung hatten wir auch den Oktober angepeilt, na da hätten wir aber blöd geguckt, wenn das so ein Oktober gewesen wäre wie dieser.