5. Dezember 2023 – WmdedgT
(Alles zu WmdedgT wie immer bei Frau Brüllen)
20 Minuten vor dem Wecker aufgewacht, sowas ist ja immer totale Zeitverschwendung. Ich kann mit diesen 20 Minuten zu diesem Zeitpunkt nicht viel anfangen, es wäre besser, der Körper hätte einfach noch weitergeschlafen, sich noch ein bisschen ausgeruht. Ich könnte natürlich auch nochmal einschlafen, allerdings gibt es wenig, dass ich so sehr hasse, wie den Moment des Aufwachens. Deshalb auch kein Snooze bei mir. Ich schlafe sehr tief, im Moment des Aufwachens weiß ich nichts, habe keine Erinnerung an irgendwas, ich habe dann einen kurzen Moment lang fürchterliche Angst bis mir wieder einfällt, wer ich bin und wie mein Leben so grob aussieht und die aktuelle Woche, der aktuelle Tag im Speziellen, dann ist in der Regel alles gut denn meistens bin ich mit mir, meinem Leben, der aktuellen Woche und dem aktuellen Tag ja sehr zufrieden. Aber dieser Moment des Aufwachens ist grauenhaft. Es könnte ja alles Mögliche sein. Ich möchte deshalb nie öfter als einmal pro Tag richtig aufwachen, eigentlich möchte ja auch auch nie schlafen gehen. Alles so eine Verschwendung. Wie wenn man einen Computer jeden Tag ganz runterfährt, hinterher muss man alle Programme neu öffnen, alles wieder dahin schieben, wo es hin soll, fürchterlich. So muss ich nach einer Nacht Schlaf meinen Kopf neu sortieren. Und das macht man 1x pro 24 Stunden, es ist eine Zumutung.
Im Büro befasste ich mich hauptsächlich mit Finanzthemen. Ab morgen ist für dieses Jahr Zahlungsstopp, natürlich nicht wirklich, aber wir tun alle, als ob es so wäre, also versuchen wir, so viel wie irgendwie geht heute noch abzurechnen, um dann in den nächsten zwei Wochen nur ganz selten „ach komm, die Rechnung machen wir noch“ sagen zu müssen. Außerdem Gespräch zu allgemeinen Abläufen mit einem neuen Mitarbeiter, der am 1. angefangen hatte und ich verschickte die Einladungen zu den Jahresendgesprächen. Ich mache 20 dieser Gespräche in den nächsten 2 Wochen. Erfahrungsgemäß sind davon grob 60 % sehr bereichernd und machen Spaß, 20 % sind völlig belanglos und 20 % sind fies – fies für mich üblicherweise, ich selbst kläre alles immer sofort und bewahre mir nie irgendwelche Problematiken bis zum Ende des Jahres auf, andere handhaben das anders. Was völlig okay ist und natürlich auch strukturell bedingt ist, ich bitte ständig irgendwelche Leute um Gespräche, das ist ein völlig normaler Ablauf ohne besondere Konnotation, mich um ein Gespräch zu bitten ist zwar auch nicht selten aber dennoch mit mehr Bedeutung aufgeladen. Dadurch bietet es sich eher an, Angelegenheiten zu sammeln und mir dann als Bündel um die Ohren zu hauen. Offenbar.
Kurz vor Mittag kam der Chef des Fahrdienstes vorbei – die machen jedes Jahr sehr großzügige Geschenke und zwar an das gesamte Team, das bei ihm bucht. Also an den Empfang, Sekretariate etc., nicht an die Chefetage. Das finde ich sehr aufmerksam. Er kommt immer mit einem Fahrer zusammen und mit einem Wägelchen und dann ist Bescherung.
Mittags war ich in der Kantine, fand da aber nichts, das ich essen wollte. Zur Auswahl war eine Süßkartoffelquiche, irgendein Fisch mit Kräuterkruste, vegane Lasagne mit Fleischersatz, Hühnerfrikassee, als Beilagen Reis, Salzkartoffeln, gedünsteter Grünkohl, Karotten, Spitzkohl, Kartoffelpürree, als Dessert Kefir-irgendwas-Creme oder Bananen – mir viel keine sinnvolle Zusammenstellung ein, ich wollte kein Fleisch, Fleischersatzprodukte mag ich nicht, die Beilagen ließen sich für mich nicht zufriedenstellend kombinieren. Also ging ich ohne Essen wieder weg, von einer Konferenz war noch ein Sandwich mit Käse übrig, das aß ich dann.
Anschließend bekam ich sehr schlechte Laune. Ein Teil des Büros bekommt derzeit ja neue Möbel, dazu müssen die alten Möbel entsorgt werden, dann wird der Raum gestrichen, der Teppich shampooniert, die neuen Möbel aufgebaut, dazu müssen alle ihr Zeug natürlich erstmal in Kisten verpacken. Wir hatten abgemacht, dass alles, was nicht mehr benötigt wird, also entsorgt werden kann, im Raum verbleiben darf. Heute wurde ich dann von denen, die das entsorgen, um eine Entscheidung gebeten, wie mit bestimmten Dingen umgegangen werden soll. Neben Absurdidäten wie einem sehr großen Küchenmesser und einer Turnstange, die man in den Türrahmen klemmen kann, war in sehr vielen Rollcontainern Kleingeld. Ich finde das unfassbar schlechten Stil, Kleingeld liegen zu lassen als „ach den Müll brauche ich nicht“. Ich ließ es einsammeln mit der Bitte, es halt irgendwem vor dem Haus in den Hut zu werfen, das passt dann schon, machte meine Laune aber nicht besser.
Was war am Nachmittag? Achja, ich las einen längeren Artikel zu zwei Gesetzesentwürfen, die unseren Standort betreffen und recherchierte noch ein wenig dazu, fasste meine Ergebnisse dann auf Englisch zusammen und schickte sie dem nOC. Ich war unangenehm überrascht, wie lange das dauerte, weil es zum einen ein gutes Stück dauerte, bis ich den Artikel überhaupt komplett verstanden hatte und dann fehlte mir noch teilweise die englische Terminologie. Mindestens eine Stunde ging dafür drauf.
Besser wurde es dann auch nicht, wir hatten nämlich den ganzen Tag auf Zahlen „aus dem Markt“ gewartet, die sehr spät erst eintrafen, verglichen werden mussten, unsere Zahlen der verschiedenen Standorte daneben gelegt werden mussten, damit wir dann eine Strategie daraus ableiten. Das dauerte, der nOC war zu diesem Zeitpunkt schon wieder auf Reisen, ihm die Zahlen mailen völlig ausgeschlossen, er suchte sich irgendwo eine stille Ecke (vermutlich ließ er den Wagen rechts ranfahren und warf den Fahrer dafür raus) um mit mir im Flüsterton und mit lauter Abkürzungen diese Zahlen zu besprechen, so dass ich gegen 18 Uhr eine mehrseitige Tabelle zum Abnicken ins Mutterhaus mailen konnte. Effizienter waren wir auch schonmal.
Auf dem Heimweg wollte ich Hirschhornsalz, also ABC-Trieb, also im wesentlichen Ammoniumhydrogencarbonat besorgen, das brauche ich für den Lebkuchenteig, der noch reift und dann vor dem Backen am Wochenende eben mit Trieb versehen werden muss. Es gab das aber nirgendwo. Im Feinkostbereich von Galeria gab es ein leers Fach, ganz unten im Regal, ich legte mich vor dem Regal auf den Boden, weil ich es für 90 % wahrscheinlich hielt, dass irgendwo hinten im Fach was runter- oder umgefallen ist und ich noch ein Tütchen bekomme. War aber alles leer. Ich trommelte kurz wütend mit den Fäusten auf den Boden, wo ich schon einmal da lag, stand dann wieder auf und bestellte bei Amazon. Kommt bis morgen 18 Uhr. Meine Güte.
Zu Hause setzte sich meine Essensproblematik fort. Die Spülmaschine war nämlich nicht angeschaltet und anschließend ausgeräumt worden und in diesem Fall kann ich oft nicht kochen (weil die benötigten Töpfe darin sind) und will auch oft nicht kochen, weil ich während des Kochens immer schon aufräume, dafür brauche ich natürlich eine leere Spülmaschine, sonst muss ich ja später alles nochmal anfassen, dazu habe ich keine Lust. Das ist dann für mich nicht schlimm, Kochen ist bei mir eher Gewohnheit als Neigung und ich esse auch gar nicht so unfassbar gern warmes Essen. Zum einen fühle mich mich von warmen Essen immer gedrängt, es schnell aufzuessen, bevor es kalt wird. Zum anderen sind warme Speisen häufig ein Teller voll „Gleichartigem“ (Nudeln in Soße, Eintopf, Auflauf) und mir ist das dann nach dem dritten Bissen schon ein bisschen langweilig. Gutes deutsches Drei-Komponenten-Essen ist da für mich besser, das abends zu kochen ist aber viel zu aufwändig. Ich esse am liebsten Frühstück oder Abendbrot am gedeckten Tisch mit ganz viele unterschiedlichen Sachen, Vorspeisenplatten, Fingerfood, Canapées, Sie sehen, in welche Richtung es geht.
Jedenfalls heute waren weder Töpfe da noch war aufgeräumt, also kein Kochen, wir alle konnten uns jedoch Crêpes vorstellen, ich setzte mich in den Sessel, um ein wenig auszuruhen mit der Vorstellung eine halte Stunde später den Teig anzurühren. Eine halbe Stunde später bemerkte ich aber, dass die Eier aus waren. Meine Geduld mit warmem Essen war damit endgültig erschöpft, ich machte mir ein paar Brothäppchen, dazu eine Birne und eine Banane.
Jetzt Sessel, Füße hoch und Lesen und dann gleich schon wieder Schlafen.