Vor Frust hätte ich heute morgen losbrüllen können, wirklich jetzt. Ich wollte einen Termin vereinbaren, der eine sehr harte Deadline für den 30.4. hat. Der Termin ist schwer zu bekommen. Deshalb hatte ich im Oktober oder November bereits bei der vergebenden Stelle angerufen, mir wurde gesagt, es sei viel zu früh, ich solle mich im Februar melden, das sei alles kein Problem. Nun ist Mitte Januar, ich rief heute also an und die Dame am Telefon sagte mir, sie würden diese Termine leider nicht mehr anbieten. Nunja, da ich schonmal da gewesen wäre, könnte sie fragen, ob für mich doch, für Personen, die schonmal da waren, gäbe es Einzelfallentscheidungen. Ich solle in 10 Minuten wieder anrufen. Das war um 10:05 Uhr. Von 10:15 Uhr bis 10:58 Uhr rief ich ca. 50 Mal an. Immer besetzt. Dann musste ich in einen beruflichen Termin. Cucinacasalinga übernahm und rief bis 12 Uhr ca. 55 Mal an. Immer besetzt. Dann Ende der Sprechzeiten. Ich drehe durch, ich schwöre. Alles wird gut, sagt Cucinacasalinga. ALLES WIRD GUT!
Nach dem beruflichen Termin, bei dem ich viel Technisches lernte, war ich unglaublich müde und dachte ich falle eventuell jeden Moment um. Um meinen Puls wieder hochzubringen führte ich schwierige Gespräche, drei Stück. Ich bin in sowas oft besser, wenn ich müde bin und so ein bisschen gedämpft, dann kann ich besser andere aussprechen lassen, abwarten und zuhören ohne allzu viel in irgendwelche Richtungen zu denken. Die Gespräche endeten alle einvernehmlich, das eine mit einer Entschuldigung, das zweite mit der Erkenntnis, etwas gemeinsam so richtig verbockt zu haben und das dritte mit einer Veränderungszusage. Anschließend war ich noch müder und außerdem hungrig, es war fast 15 Uhr und ich hatte nichts gegessen, also ging ich kurz raus und kaufte mir in der Frankfurter Innenstadt einen Becher Porridge für EUR 9,50. Völliger Irrsinn. Porridge sind Haferflocken mit ein bisschen Wasser und ja, es waren noch Nussstückchen und Obststückchen drin aber, nunja, hallo. Egal. Während ich das Porridge dann aß, kam der nOC zur Besichtigung meiner neuen Möbel, das ist nun also auch erledigt.
Um 16 Uhr rappelte ich mich auf, um nochmal zwei Stunden richtig Turbo zu arbeiten, denn durch die Stimmungssenke heute und den Umzug gestern und überhaupt hatten sich zig Dinge angesammelt, ich war genervt, das sollte jetzt mal alles fertig sein. So wurde es gemacht. Feierabend um 18:30 Uhr, ich konnte schon absehen, dass ich keine Lust haben würde, abends noch etwas zu kochen, bot Herrn N daher an, ihm Döner mitzubringen. 9 Euro für ein Döner bezahlt. Meine Güte.
Abends war Lesezirkel, das war schön. Keine von uns hatte das Buch beendet. Alle hatten wir das Buch mögen wollen, aber es war nicht gelungen. Es handelte sich um Victory City von Salman Rushdie. Möglicherweise ergibt alles, was uns störte – die Stimme des Erzählers, die Langeweile, das Unspezifische, die merkwürdigen Frauenrollen – später im Buch noch einen Sinn, bis dahin kamen wir aber nicht, zwei von uns hatten nach 25 % abgebrochen und eine sich bis etwa zur Hälfte durchgequält. Sie wird das Buch noch beenden uns berichten, ob wir vielleicht doch etwas verpasst haben.
Nun sitze ich im Sessel und verleugne das Blitzeis, ich denke, es wird nicht kommen, denn ich will nicht, dass es kommt.
Ich erwarte ja, dass kein Blitzeis kommt, nachdem sich hier alle darauf eingerichtet haben, nicht aus dem Haus zu gehen: Homeoffice, Online-Vorlesung und die Schülerin darf nach Ermessen der Eltern zu Hause bleiben. Das muss ein völlig unspektakulärer Tag werden.
Bezüglich des Blitzeises fiel mir Christian Morgenstern ein (angepasst):…..weil, so schließt sie messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf“. Ich hoffe, Sie kommen gut durch den Tag!