Die tägliche Contentvorschlagliste fragt, worüber ich mich zuletzt gefreut habe.
So ganz kriege ich die zeitlichen Abläufe nie hin, ich berichte daher, worüber ich mich in der letzten Stunde gefreut habe:
Ich kam nach Hause und freute mich, dass beide Katzen mich im Flur begrüßten und dass die Wohnung ja von der Putzhilfe geputzt worden war, das hatte ich tagsüber ganz vergessen, dass das stattfindet, es war eine super Überraschung. Ich freute mich, dass ich gestern Spinat gekauft hatte und freute mich über den schnellen neuen Herd und die neuen Töpfe, dann freute ich mich, dass die Katzen sich kraulen ließen und dass im Kühlschrank noch eine halbe Honigmelone war, wobei das gar keine Honigmelone ist, ich nenne die nur immer alle so, weil ich aus meiner Kindheit nur „Wassermelone“ und „Honigmelone“ kenne, es ist eine Cantaloupe. Ich freute mich, dass die Feigen, die ich im Kühlschrank vergessen hatte, zwar verschrumpelt aber innen noch saftig waren und ich freute mich über die bunte Mischung aus Feigen, Melone und Nektarine in meiner Schale, über die ich mich auf freute, wir haben die Schalen nämlich in dunkelblau und in Porridge-Farbe, ich esse sehr viel lieber aus Porridge-Farbe doch nicht immer ist eine Schale in dieser Farbe sauber, heute war das der Fall. Ich freute mich über das helle Licht im Schlafzimmer und darüber, dass in der Tüte mit den veganen Katjes-Dingsdas noch zwei Stück drin waren und darüber, dass mir die Zahnbürste nicht aus dem Schrank entgegen fiel, obwohl ich sie da morgens einfach reingequetscht hatte (wegen der Putzhilfe) und noch dachte „ich muss mir das merken, damit sie mir abends nicht entgegen fällt“ – ich hatte natürlich tagsüber alles vergessen und dennoch ist sie mir nicht entgegen gefallen, das war toll. Dann freute ich mich noch, dass der Laptop-Akku, der nicht mehr der jüngste ist, noch aufgeladen war und ich das Gerät einfach aufklappen und nutzen konnte, statt nochmal aufzustehen und das Stromkabel zu suchen, dann stand ich aber doch nochmal auf, weil ich Durst hatte, und freute mich, dass aus dem Wasserhahn richtig schön kühles Wasser kam.
So, das war es glaube ich.
Nicht, dass Sie denken, ich hätte mich die letzte Stunde nur gefreut, es passt schon noch etwas mehr Emotion in 60 Minuten. Es hat mich unfassbar gestört, dass die Nachbarin, als ich das Fahrrad im Hof parkte, sagte – in meinen Ohren belehrend-gönnerhaft sagte – sie habe das Hoftor für mich zugemacht. Ich hatte das Hoftor nämlich gar nicht aufgestellt, ich fahre ja Rad und nicht Auto, mit dem Rad kann man durch die Tür, die dann halt von allein zugeht, nur Leute mit Auto müssen sich mit Toren befassen. Das Tor war schon offen, als ich kam also was geht es mich an, sie hat das für Person KeineAhnung zugemacht aber ganz sicher nicht für mich. Das hätte ich alles gern gesagt, doch der Mann der Nachbarin ist gerade im Krankenhaus und sie hat Sorgen, vermutlich hat sie noch nicht einmal belehrend-gönnerhaft gesprochen sondern eine Gesprächseröffnung gesucht. Ich bin der Ansicht, dass man häufig einfach die eigenen Befindlichkeiten mal schlucken muss, also sagte ich „Danke, gibt es denn was neues, wie geht es Euch beiden?“ und stand noch 5 Minuen im Hof in der Sonne und ja, ich habe es gehasst, also nicht das Gespräch aber das In-der-Sonne-stehen und das Runterschlucken. Dann war ich zu Hause war genervt, dass in der Küche ein paar Haferflocken auf dem frisch gewischten Boden lagen, die sind Herrn N wohl runtergefallen und er hat sie nicht weggemacht und ich war genervt, dass die Putzhilfe zum zweiten Mal den Übertopf, den ich für die Pflanze im Treppenhaus verwenden will, vom Küchentisch auf den Balkon getragen hat und habe mich geärgert, dass ich den Topf nicht in der letzten Woche vom Küchentisch ins Treppenhaus transferiert habe und dass er schon so lange da herumsteht. Habe ihn jetzt aber auch stehen lassen, weil es mich enorm nervt, dass es so heiß ist, 25 Grad in der Wohnung und 27 im Dunklen draußen, was soll der scheiß. Dann habe ich mich noch geärgert, dass ein halber Teelöffel Spinat auf die Herdplatte getropft ist, denn ich habe immer das Ziel, makellos zu kochen, also keinerlei Peripherie zu beschmutzen oder sie sofort wieder zu reinigen, der Spinat fiel aber im allerletzten Moment, als ich gerade essen wollte und ich hatte dann keine Lust, den Teller nochmal wegzustellen und zu wischen, also ist der Dreck jetzt immer noch da und das ärgert mich. Und dann war es noch eklig, dass ich eine Feigenhälfte gebissen habe und sie war zwar saftig, aber auch bewohnt, das war doof, doch dann habe ich mich gefreut, dass es die erste Feigenhälfte (von 8) war, denn so konnte ich alles nochmal kontrollieren und die befallene Feige entsorgen, ich habe mich gefreut, dass die anderen 6 Hälften makellos sind dass ich also nicht mit einem schlechten Erlebnis da raus gehe sondern jetzt noch mit Genuss Feigen essen kann. Wobei mir immer noch zu warm ist, das ist richtig scheiße.
köstlich, dieses ping pong an gefühlen!
fühle mich gesehen und verstanden 🙂
wunderbar erheiternde frühstückslektüre.
have a nice day!