Gestern konnte ich nichts mehr schreiben, auf dem Rückweg von „Herzbruchs Kommion“ ereilte mich nämlich eine kurze Krankheit, keine Ahnung, was es war, aber mir tat der ganze Körper einschließlich Hautporen und Haarwurzeln weh und ich döste immer wieder weg, kam kaum die Treppe hoch, musste sofort ins Bett. Nach 10 Stunden Schlaf war heute Morgen alles wieder ganz hervorragend.
Ich werde heute nach den „besten Schuhen“ gefragt. Fragen nach dem „besten“ oder „schlechtesten“ finde ich immer etwas kurz gegriffen, es kommt schließlich völlig darauf an, für was. „Be water“ haben wir von Bruce Lee gelernt, heute spricht man von Agilität, zwischendurch hieß es mal „flexibel“, drop your tool or you will die, alles dieselbe Soße.
Die Schuhe – für wen, für mich, für andere und wofür, zum Gehen, zum Rennen, zum Stehen, zum Wandern, zum Balancieren, für warme Füße oder für wenn es warm ist, was weiß ich, ich langweile mich selbst gerade schon enorm mit dieser müßigen Aufzählung. Was sind denn für Sie die besten Schuhe, sagen Sie mal, und dann sagen Sie mir das bitte am 1.8. und am 1.1. nochmal und zwar jeweils heute und in 30 Jahren. Meine Güte. Ich darf Fragen nicht so zerreißen, sonst fragt niemand mehr was.
In diesem Moment die besten Schuhe für mich sind keine Schuhe, denn es ist Abend, ca. 20 Grad in der Wohnung und ich hab die Füße hochgelegt. Schuhe fände ich unbequem. Anders heute auf dem Weg ins Büro, das wäre barfuß unangenehm gewesen, wobei der Weg an sich wegen eines aufwühlenden Ereignisses unangenehm war. Eine Frau stolperte nämlich vor mir und fiel nach vorne hin, ungefähr so wie ich selbst Anfang des Jahre, ich spürte den Schmerz sofort nochmal, half ihr dann auf und fragte, wie ich helfen könne und zu meinem großen Erstaunen war die Antwort nicht „Krankenwagen“ oder „Taxi“ oder „mal eben zur nächsten Bank helfen um sich sammeln“ sondern „mein Ex vergiftet mich und deshalb war mir schwindlig und ich bin hingefallen“. Ich bot also an, einen Krankenwagen zu rufen, damit man die Vergiftung diagnostizieren und behandeln könnte (und außerdem, weil die Frau aufs Gesicht gefallen war und eine aufgeplatzte Lippe hatte), das wollte sie aber nicht und rannte (Beine waren also wohl okay) davon. Ich war kurz perplex, sah für mich dann aber keine weitere Handlungsmöglichkeit mehr und widmete mich wieder telefonisch Frau Herzbruch und der Buchung unserer Zugfahrt nach Wien, das lief nämlich seit etwa einer halben Stunde nebenher, man macht sich kein Bild davon, wie kompliziert so etwas immer ist.
Jedenfalls trug ich dabei schwarze Chucks Variante „hi“ und war damit sehr zufrieden, an der Schuhwahl lag mein Unbehagen definitiv nicht. Im Büro hingegen hätte ich lieber Pumps oder Ballerinas oder sowas angehabt, weil man die unter dem Schreibtisch einfach kurz ausziehen kann, das geht mich Chucks in „hi“ natürlich nicht, also ausziehen schon, aber nicht „einfach kurz“. Und als ich kurz im Aufzug in den Ganzkörperspiegel schaute, hätte ich auch jedenfalls in der Theorie gerne High Heels getragen, das hätte sehr schick ausgesehen, aber eben nur in der Theorie, denn ich hätte für immer im Aufzug verbleiben müssen, weil ich in High Heels ja gar nicht laufen kann.
Sie sehen, schon an einem Tag vier verschiedene Präferenzen.
Mich würde noch das Konzept von „Meetingschuhen“ interessieren, dass Sie neulich erwähnt hatten. Seitdem überlege ich, was die Haupteigenschaft von Meetingschuhen ist. Bequem und leicht ausziehbar (für lange Meetings)? Oder eher auf geschäftliches Imponiergehabe ausgelegt? (Da würde mich die Sicht einer Frau sehr interessieren.) Oder noch nach ganz anderen Gesichtspunkten ausgesucht?
Kommt natürlich auf das Meeting an 😉
Meetingschuhe bei mir sind im weitesten Sinne auf geschäftliches Imponiergehabe (Unterpunkt professionelles Auftreten) ausgelegt. Ich arbeite in einer Branche mit sehr förmlichem Kleidungsstil und bin dort vergleichsweise leger unterwegs. Wenn ich nun aber z.B. mit meinem Chef und externen Personen ein Meeting habe, ist es unpassend, wenn er so aussieht, als habe er sich um seine Kleidung Gedanken gemacht und ich nicht. Natürlich kann man aber auch ein legeres Outfit absolut absichtsvoll wirken lassen und entsprechende Schuhe sind eine Möglichkeit, das zu bewirken. Ich habe daher einen Schrank mit Schuhen im Büro (und ein paar Blazer und seriöse Tücher in einem anderen).
Das mit der Sicht einer Frau verstehe ich nicht.
Ohgott Smileys aus Zeichen werden hier zu gelben Dingern konvertiert, das ist hart.
Danke für die Antwort!
Nun ein Mann hat bei formeller Businesskleidung die Wahl zwischen schwarzen, braunen, eventuell dunkelblauen Lederschuhen. Alles andere ist ein Statement.
Frauen haben tendenziell mehr Möglichkeiten in Farbe und Absatzhöhe, aber _alles_ ist ein Statement. Leider fehlt mir das Codebuch für Mode. 🙂
Nun bin ich auch auf dem Schnittpunkt von zwei Branchen unterwegs, die klischeemäßig mit Haarknoten und Strickjacke bzw. mit Bandshirt und Hoodie rumlaufen und Anzüge haben nur die Chefs an.
Vielleicht haben wir hier ein Missverständnis: mit „förmlich“ meine ich nicht „konservativ“, bitte denken Sie nicht Behörde oder Politik oder Landesbank oder sowas.
Man kann bei uns immer die neueste Businessmode für Herren anschauen, ist ein bisschen wie Laufsteg und momentan ist der Schnitt des Hemdes großes Thema (wegen Sport vermute ich), dann wie immer schon Schnitt und Stoff und Farbe und Musterung von Hose, Sakko und Hemd (auch bei Herren jetzt viel Salbei und alles recht figurbetont) und bei den Schuhen ist meiner Beobachtung nach in den letzten Jahren quasi eine Explosion der Vielfalt eingetreten. Da muss man sich wirklich nicht mehr über die Manschettenknöpfe ausdrücken. Aber wie gesagt, Hemd ist im Moment das Ding.
Bei uns haben alle Anzüge an, weil alle Chefs sein wollen.