25. Juni 2023

Ein weiterer Tag in der Gluthölle. Vielleicht ist es wirklich das Fegefeuer?

Ich war schon um 9 Uhr zu Fuß zum Bahnhof unterwegs, da war es mir bereits zu warm. Die Hinfahrt war ereignislos, glaube ich, vielleicht kann ich mich aber auch nicht mehr erinnern, irgendwann gerinnt ja das Eiweiß im Gehirn und was dann weg ist ist weg, das kriegt man nicht mehr flüssig. Ach doch, ich erinnere mich, mir gegenüber saß eine Frau, die versehentlich ein Sparpreisticket mit Bahncard gekauft hatte aber keine Bahncard hatte. Die Fahrkartenkontrolleurin war freundlich und bot ihr an, im Zug ein neues Ticket zu kaufen, halt dann zum regulären Preis. 87 irgendwas. Die Frau war erschreckt über den Preis. Ich schlug vor, die Frau könne vielleicht auch einfach eine Probebahncard jetzt sofort im Zug online für 17,90 kaufen. Das wollte die Frau aber nicht, weil es ja ein Abo ist, die Fahrkartenkontrolleurin wollte es ohne Angabe von Gründen auch nicht, ich setzte mir Kopfhörer ein machte die Augen zu, die beiden waren ja jetzt (mehr oder weniger) zufrieden und ich hatte mit der Sache sowieso in Wirklichkeit nichts zu tun.

Während des Umsteigens sammelte ich im Kopf wieder neue Begründungen bei Verspätungsdurchsagen, neu dabei war „wegen Böschungsbrand“. Bei diesen ganzen sicherlich guten Gründen für Verspätungen muss man sich wundern, dass überhaupt manchmal Züge fahren.

Bei Papa N. war es auch warm. 28 Grad als ich ankam, 32 Grad als ich ging. Er fand es gut. Zunächst trug er noch Fleecejacke und dicke Socken, als ich ging hatte er die Fleecejacke immerhin geöffnet. Dass er schnell friert, ist erst im Alter so, dass ihm nie zu warm ist, war aber schon immer so, er ist der einzige von uns, der sich je freiwillig in die Sonne begeben hat. Und in die Sauna. Vermutlich entwickelt man ein anderes Temperaturempfinden, wenn man den Arbeitstag zwischen Backöfen verbringt. Ich döste jedenfalls immer weg, Kreislauf, man kennt das.

Die Rückfahrt war auch ereignislos, mit meinem Gegenüber hatte ich mich gleich nach Abfahrt überworfen und schräg gegenüber saß ein Elternpaar, die ostentativ die Kinder erzogen. Also so in der Art „wir sind so gute Eltern und haben uns alles genau überlegt und der Zug darf daran teilhaben“. Ich habe selbst ja keine Erziehungsarbeit zu leisten, also setzte ich mir auch hier wieder Kopfhörer ein.

Auf dem letzten Bahnstück hatte der Zug keine Klimaanlage, ich begann wieder wegzudösen und kam zum Glück auf die Idee, mir einen Wecker zur Aussteigenzeit zu stellen. Der mich dann auch tatsächlich weckte, aber wir waren nicht in der Nähe meines Zielbahnhofs, den Grund hatte ich leider verpasst. Weil ich so ungern geweckt werde, stand ich sofort auf (mache ich morgens auch immer so) und stellte mich in den Gang, um nicht wieder einzuschlafen.

Jetzt bin ich wieder zu Hause. Ich habe als erstes meinen Kopf unter den Wasserhahn gehalten, das war vor einer Stunde, die Haare sind schon wieder trocken. Die ganze Zugfahrt über habe ich schon überlegt, was ich morgen anziehen könnte, das temperaturtauglich ist und mir auch gleichzeitig gefällt. Mir ist nichts eingefallen. Vielleicht muss ich zu Hause bleiben. Sommer ist scheiße.