15. Oktober 2023
Der Eintrag von gestern fiel aus, Sie kennen das vom Radfahren: manchmal muss man ein bestimmtes Tempo halten, um nicht seitlich umzukippen.
Das Vorhaben, keine Impfnebenwirkungen zu spüren, ist gut gelungen. So brach ich gestern nach Erledigung diverser Kleinsttätigkeiten nach Saarbrücken zur Geburtstagfeier von Violinista auf. Violinista wünscht sich sehr, dass ich über ihre Party schreibe. Das teilte sie mir nicht nur sehr direkt mit, mehrfach, sondern vorher auch schon indirekt, indem sie mich z.B. fragte, ob ich denn für den Tag gestern einen Platzhalter hier im Blog erstellt hätte, damit ich später noch einen Eintrag am richtigen Tag schreiben könne. Hatte ich natürlich nicht, fand die Frage auch merkwürdig irrevant, sie musste also in der Äußerung ihrer Wünsche massiver werden.
Ich finde es schwierig, über Partys zu schreiben, weil ich generell versuche – aus Fairnessgründen – den Fokus des Blogs auf mir zu halten. Das klingt jetzt schon schräg, so als ob ich nur unfaire Dinge über die Partygäste schreiben könnte, was natürlich nicht der Fall ist, alle waren sehr nett, sind sicher auch generell sehr nett. Das klingt genauso schräg. Ich sehe jetzt schon, wo das hinführt.
Wir fangen vorne an. Am Samstagmorgen, eher schon Samstagmittag rief Violinista mich an mit der Botschaft, sie fühle sich recht matt und eingetrübt und ob überlege, ob sie die Feierlichkeit lieber absagen solle. Ihre Stimme kam mir aber gar nicht matt vor, eher leicht panisch, ich erfragte also Details, wie viele Gäste überhaupt erwartet würden, es wurde mir eine Zahl näher an der 30 als an der 20 genannt und ich diagnostizierte folgerichtig „Partypanik“. Empathisch war ich dabei auch, hätte ich wenige Stunden später knapp 30 Gäste erwartet, hätte ich mich durchaus auch angestrengt und vom Leben überfordert gefühlt. Diese Partysache ist ja kaum noch jemand gewohnt, schließlich spielen wir schon seit 3,5 Jahren Pandemie. Ich selbst kannte von den erwarteten Gästen alle vom erzählen und 7 bereits persönlich und war mir bei 6 dieser 7 Personen sehr sicher, dass sie auch eine Partyvariante mitgehen, bei der die Gastgeberin überfordert auf dem Sofa liegt, links hält jemand Händchen, rechts fragt jemand nach den Wünschen und ruft weitere Personen mit Speisen und Trank herbei.
Dazu kam es aber gar nicht, zwar fragte Violinista um 3 Minuten vor 19 Uhr noch, wo denn die ganzen Gäste seien und zierte sich, als ich anbot, vor der Tür Ausschau zu halten, ob sich im Dorf schon eine Schlange gebildet habe. Tatsächlich hätte ich dabei schon mindestens ein Paar entdeckt, erfuhr ich später, die im Zustand der Abhandengekommenen Partyerfahrung nämlich zu früh waren und das genauso peinlich fanden, wie Violinista mein Ansinnen, nachzuschauen, ob jemand kommt (und ggf. zu rufen, das hatte ich auch angeboten), daher hatten sie ein paar Häuser weiter abgewartet, bis andere ins Haus gingen. Wie schwer man sich das Leben machen kann!
Es war eine Mitbringparty. Total gute Idee! Unglaublich leckere Speisen wurden mitgebracht, für mich besonders herausragend ein grüner Salat mit Traube, Zwetschge und Erdnüssen und ein Shepard’s Pie. Dazu gab es Livemusik und viel Gespräch, ich bemerkte den ganzen Abend keinerlei Impfnebenwirkungen außer, wenn eine Gästin mit Mörderbizeps – der im folgenden auch vorgezeigt wurde – mir im Eifer des Gesprächs immer mal wieder auf die Grippeimpfstelle boxte. Später, als der Kreis kleiner wurde, wurde Kopfstand vorgeführt und manche schliefen mitten auf der Party ein, wie es sich gehört. Ich denke, die Gastgeberin kann zufrieden sein.
Heute am Mittag reiste ich zurück, etwas angeschlagener als am Vortag und mit schmerzendem Coronaimpfarm (vielleicht hätte ich die Bizepsfrau da auch ein paar Mal draufhauen lassen sollen, der Grippeimpfarm ist völlig okay!. Auf einem Autobahnrastplatz legte ich deshalb ein kleines Zwischenschläfchen ein, das mich über die restlichen 100 km trug. Deshalb werde ich nach einem Backofengemüseabendessen auch gleich schon für etwa 10 Stunden schlafen gehen und wenn ich danach fit bin werde ich sagen können: das alles war ein hervorragender Plan.