Meine Güte, was für ein Tag. Am Morgen besichtigte ich ein Altenheim. Man sagt nicht Altenheim, lernte ich dort, weil das an Kinderheim erinnert und das war früher etwas Schlimmes. „Wohnanlage“ kommt besser an. Sofort an Papa N. getestet: stimmt. Die Wohnanlage gefiel mir sehr gut, es gab viele Begegnungsmöglichkeiten, es wird viel gefeiert, alle waren zu allen nett (also auch die Verwaltungschefin im Vorbeigehen zu den Putzleuten etc.). Dass es mir gefällt ist natürlich nicht ganz so relevant, ich plane derzeit keinen Umzug in eine Wohnanlage für Seniorinnen. Papa N. wird sich das Ganze demnächst auch einmal anschauen.
Anschließend hatten wir einen Termin mit dem Bestatter, da Papa N. einen Bestattungsvorsorgevertrag abschließen möchte. Der Bestatter, den wir bereits kennen, war allerdings krank und stattdessen kam (nach telefonischer Absprache) eine Kollegin. Das Gespräch war etwas skurril, denn die Dame begann mit „Ich mache sowas ja gar nicht gern, denn ich glaube, das bringt Unglück!“, woraufhin Papa N: „Ich glaube, wat Sie sagen is Quatsch!“ antwortete. Die arme Frau hatte glaube ich Angst vor uns, oder vor der Situation? Ich weiß es nicht. Ihre Hände zitterten und sie verhaspelte sich ständig, begann später eine kleine Litanei, wer alles in ihrem Bekanntenkreis kürzlich welche fürchterlichen Tode gestorben sei, da stieg Papa N. ein und berichtete, auf welchen Beerdigungen er kürzlich war und als die Frau wieder weg war befand er „man konnte ja ganz gut mit der quatschen“. Also alles bestens.
Danach döste ich in den auf Seniorentemperatur aufgeheizten Räumen (25 Grad, ächz) immer wieder benommen weg, bekam dafür nachmittags den ersten Weckmann der Saison.
Später Zugreiseangelegenheiten.
Die tägliche Contentvorschlagliste fragt nach Sorgen. Derzeit habe ich keine, vielen Dank. Ich könnte mir natürlich welche machen, das Angebot an Möglichkeiten zur Sorge ist überwältigend, ich habe mich aber dagegen entschieden. Man kann sich ja aussuchen, ob man sich sorgt oder nicht, es ist eine Form der Aufmerksamkeitssteuerung, denn die Sorge ist nur in meinem Kopf. Das kann man üben. Fällt manchmal leichter und manchmal schwerer, natürlich. Momentan fällt es mir recht leicht, mir keine Sorgen zu machen.
Ihr Humor gefällt mir sehr
Weckmann, bester Mann!
Ich werfe noch „Seniorenresidenz“ in den Hut.