18. Oktober 2023
Wieder so ein völlig wilder Tag, der keine Minute langweilig war. Könnte doch immer Oktober/November sein! Ich glaube, ich habe keine Viertelstunde am Stück heute am Schreibtisch gesessen. Gleich morgens erwischte ich den nOC, suchte danach ein paar Personen einzeln auf (oder heim, wie man es sehen möchte), dann war ein Vorstellungsgespräch, anschließend Bauanahme in verschiedenen Bereichen, danach schwammen wir eine halbe Stunde lang VOR der Welle, das war sehr schön und musste folglich später nachbesprochen werden, bei Kuchen, weil alle Pausen bis dahin vergessen wurden. Die restlichen zwei Stunden verbrachte ich mit der Verteilung von Arbeit an andere, ich hielt es ja aus Gründen, die ich heute nicht mehr nachvollziehen kann, zu Beginn des Jahres für klug, mitten in meiner allerstressigsten Zeit des Jahres für eine gute Woche Urlaub zu machen, dann zwei Tage da zu sein und dann wieder für 4 Tage in den Urlaub zu fahren. Ich weiß wirklich nicht, was mich da geritten hat. Vermutlich Terminnot, zu einem anderen Zeitpunkt wäre es gar nicht möglich gewesen, jetzt ist es nur schwerlich möglich, schwerlich ist besser als gar nicht! Folglich müssen jetzt aber andere Leute Sachen machen oder über Sachen informiert sein, dazu gehören Unterlagen, die verteilte ich, mit vielen Erklärungen. Ich habe noch eindreiviertel Arbeitstage. Es könnte noch alles aufgehen.
Wir sind, wenn wir diesen Plan ein Stück weiterdenken, schon beim Thema des Tages aus der unverbindlichen Contentvorschlagliste: „Mut zum Scheitern“. Ich kann Ihnen – es mag Sie beruhigen oder auch nicht – in voller Ernsthaftigkeit versichern: Sie brauchen keinen Mut zum Scheitern. Sie scheitern eh, ob Sie wollen oder nicht, ob Sie etwas machen oder ob Sie es lassen (vermutlich scheitern Sie im „lassen“ noch viel mehr als im „machen“), sie scheitern mutig oder saufeige, es ist wirklich vollkommen irrelevant, stressen Sie sich nicht damit, sich in irgendeiner falschen Annahme selbst zu Mut zu motivieren um ein irgendwie geartetes Scheitern mehr zu riskieren, als es Ihrer Natur entspricht, das ist stümperhaftes Coaching, Kalendersprüchescheiße. Und wie gesagt, Sie scheitern auch ohne Mut in völlig ausreichendem Maße.
Da es nun sowieso ständig passiert und man sich nicht aufwändig zu Mut verhelfen muss, um richtig schön scheitern zu können, folgt logischerweise, dass Scheitern kein Grund zum Verzagen ist. Wann klappt denn schon irgendwas beim allerersten Versuch? Es geht viel mehr schief als gelingt. Merken wir nur nicht, weil wir uns über das Gelingen so freuen. Sie werfen 10x ein zerknülltes Papier durch den Raum in den Papierkorb, einmal treffen sie und denken „Boah ich bin die Queen das ist mein Glückstag“, die übrigen 9x haben Sie sofort vergessen, ist ja normal nicht zu treffen, niemand hört nach dem ersten misslungenen Papierkorbwurf des Lebens auf mit dem Gedanken „Ok ich kann nicht quer durch den Raum in Papierkörbe werfen es ist sinnlos das können nur andere!“. Probieren Sie es halt nochmal, mehrmals und wenn Sie keine Lust mehr haben, probieren Sie was anderes. Wenn es um eine Sache geht, die Ihnen wichtig ist, kann man es auch strukturiert angehen. Was war der Moment, zu dem klar war, dass Sie in der jeweiligen Sache gescheitert sind und wie sah der Weg dorthin aus. Hätte es andere Abzweigungen gegeben, haben Sie die absichtlich nicht genommen und wenn ja, was waren die Gründe dafür und wie ist deren Relevanz rückwirkend zu betrachten, oder haben Sie die nicht gesehen und wenn ja, warum, waren Sie zu schnell, zu voreingenommen, zu arrogant? Vielleicht können Sie nochmal zurückgehen auf „LOS“ und es nochmal probieren, vielleicht auch nicht, vielleicht gibt es irgendwann nochmal eine ähnliche Situation, in der die Ergebnisse dieser Überlegungen hilfreich sind, vielleicht bilden Ihre Überlegungen auch über die Zeit und verschiedene Erlebnisse des Scheiterns hinweg Cluster, vielleicht bemerken Sie ein Muster, eine Sache, die Ihnen immer wieder konträr läuft und die sich sich dann, wenn Sie Zeit und Lust haben, mal anschauen können, um sie dauerhaft besser handhaben zu können. Im Idealfall hat es was mit Ihnen selbst zu tun und nicht mit anderen oder mit Pech oder dummen Zufällen, an diesen letzten drei Sachen kann man wenig machen, da hilft nur abhaken.
Mir hilft auch immer die Frage, was ich HEUTE will. Generell will ich ja die Weltherrschaft, scheitere an diesem großen Plan insgesamt bisher. HEUTE will ich die Weltherrschaft aber nicht mehr, ich sitze ja schon im Pyjama im Sessel und habe einen ganzen Marzipan-Nougat-Baumstamm gegessen, mir ist dezent übel und ich würde heute ungern heute noch vom Balkon zu irgendwem sprechen. Heute will ich nur, dass Sie hier lesen. Morgen sehen wir dann weiter. Vielen Dank.