Gerade erst im Sessel angekommen und gleich gehe ich aus Vernunft (nicht aus Neigung!) auch schon wieder schlafen, es ist ein Jammer. Ich habe mich allerdings von 20 Uhr bis gerade mit Amüsement befasst, also will ich nicht zu sehr jammern. Ich war mit Excellensa und TexasJim verabredet, um über einen Zeitungsartikel zu sprechen, das taten wir in aller Ausführlichkeit mit vielen Randthemen, nicht allen natürlich, wir fanden bis zum Schluss immer noch neue Themen, die zu durchdringen sich lohnen würde, aber dann, wie gesagt: Vernunft. Nicht Neigung.
Davor hatte ich Spaghetti Carbonara, schon aus der S-Bahn heraus wegen enormem Hunger bestellt, denn die Abfahrt aus dem Büro hatte sich verzögert, weil sich unerwartet plötzlich am Abend ein Slot beim nOC frei wurde, das wollte ich natürlich nutzen. Davor – wir gehen den ganzen Tag jetzt rückwärts – Gespräch mit der Dame von der Hausverwaltung, diejenige, bei der es letzte Woche 7 Zwerge, nein, Herren brauchte, um sie zu vertreten und dennoch das Gespräch ohne Ergebnis enden zu lassen. Das Ergebnis heute war nur marginal besser, es wurde um Verständnis geworben, Personalmangel, .Fachkräftemangel, unvorhergesehene Ereignisse, ja, kenne und verstehe ich alles aber warum ich für eine Dienstleistung zahlen soll, die nicht erbracht wird, erschließt sich mir dennoch nicht. Schauen wir mal.
Davor Italienischstunde, oh, ich muss noch den Termin für die nächste Stunde verschicken, fällt mir ein, das mache ich morgen. Und ob es Hausaufgaben gibt habe ich auch vergessen, weil wir etwas überzogen hatte und ich überstürzt aufbrechen musste.
Davor Bauabnahme, leider viele Mängel, einer sehr misslich, es wurden die falschen WC-Spülkästen verbaut. Unter Putz. Ächz.
Davor Nägel lackieren. Da die Nase wieder Normalfarbe hat, war ich im Nagellackfarbton nicht mehr eingeschränkt. Insgesamt ging es mir den gesamten Tag sowieso exezellent, nur die Stimme verhielt sich erratisch. Am Nachmittag schätzte ich meine Konzertchancen auf 10 %, nach den Besprechungen am Abend nur noch auf 5 %, jetzt gerade nach dem Videocall mit TexasJim und Excellensa ist merkwürdigerweise alles besser und ich liege gedanklich bei 25 %. Ich habe keinen Alkohol getrunken, daran liegt es nicht. Wobei CucinaCasalinga und ich schon morgens von der Italienischlehrerin gefragt wurden, ob wir auf Drogen seien (waren wir ebenfalls nicht). Sie kam in den Call als wir gerade über Toiletten sprachen, ich hatte die ja kurz zuvor abgenommen bzw auch nicht und dabei auch die Beschilderung ändern lassen, zwei Toiletten bestehen nämlich jeweils aus einer Toilettenkabine und einem Vorraum, also jede Kabine hat einen einzelnen Vorraum, es ist deshalb sinnvoll, finde ich, das Schloss an die Tür des Vorraums zu versetzen. So kann man sich auch mal in Ruhe frisch machen. Und weil dann zwei völlig separate Einheiten entstanden sind, gibt es auch gar keinen Grund, die Toiletten nach Geschlechtern zu beschriften, es kann einfach an jeder Tür WC stehen, keine Zuordnung notwendig. Das habe ich veranlasst und dann CucinaCasalinga erzählt, die mir wiederum erzählte, eine ehemalige Kollegin habe Sorge vor einer Schwangerschaft gehabt, wenn Männer und Frauen dieselbe Toilette verwenden. Als die Italienischlehrerin dazu kam, hatte ich glaube ich gerade gefragt, ob die Kollegin zufällig Maria hieß.
Vor dem Nägel lackieren Arbeitsweg, ich war spät dran wegen der Bahn, zwei kamen nicht, die dritte war so überfüllt, dass niemand mehr einsteigen konnte, die vierte nahm ich dann aber das war halt 40 Minuten später.
Davor aufgewacht und erfreut festgestellt, dass es mir gut geht.
Frage in der täglichen Contentvorschlagliste heute: „Wie erkennt man den/die richtige*n Bewerber*in?“
Zum einen natürlich an den Qualifikationen, die gehen aus Lebenslauf und Zeugnissen hervor. Wenn da alles notwendige gegeben ist, lädt man die Person ein, ab da endet natürlich jegliche Objektivität, denn da schaut man natürlich, ob es „passt“, also ob es „zu uns passt“ und was sollte daran objektiv sein. Ich überlege meist, ob ich mir vorstellen kann, wie die entsprechende Person zukünftig am Arbeitsplatz sitzt, wie es ist, wenn ich ihr mehrfach täglich begegne, wie es ist, wenn ihr erster Arbeitstag naht, ob ich mich auf sie freuen würde. Im Idealfall kann ich mir das alles detailliert vorstellen un freue mich. Wenn ich mir hingegen denke „achnaja schön dann kommt xy halt und wir haben wieder jemanden mehr, das ist gut, passt schon, okay, begrüßen und so kann dann gerne wer anders“ ist das nicht perfekt. Also das ist meine Vorgehensweise. Bestimmt gibt es bessere.
„Kann man sich auf dem Klo eine Schwangerschaft einfangen?“ – „Man kann, aber es ist ziemlich unbequem.“ 🙂
Lieber Himmel! Ich hätte gedacht dieses massive Unwissen wäre ein Ding der Vergangenheit.
Anschlussbemerkung an die Antwort zu Bewerber*innen: Das Kriterium „ob es ‚passt‘, also ob es ‚zu uns passt'“ birgt meiner Ansicht nach das Risiko eines homogenen und zu wenig diversen Teams, ähnlich verhält es sich mit dem Kriterium Freude über Anblick am Platz. Weil vielleicht jemand, der/die eigentlich gar nicht passt, verkrustete Strukturen aufbrechen, neue und nützliche Perspektiven einbringen könnte. Anschlussfrage: Irre ich mich? Und wenn nicht: Wie gehst du mit diesem Risiko um?
Generell glaube ich, jede neue Person bringt neue Gedanken und Perspektiven, wenn man die Bereitschaft hat, ihr zuzuhören.
Ich suche schon meist nach bestimmen Dispositionen – manchmal möchte ich eher konsolidieren und suche eine Person, die eher formbar ist, manchmal möchte ich eher aufmischen und suche eine Person, die eher gestalten will. Manchmal Leute, die sehr präsent sind, manchmal eher „Füllmaterial“. Und so weiter, das nur als Beispiele.
Eine Person einzustellen, wenn ich schon beim Gedanken an sie genervt bin, halte ich nicht für zielführend – ebenso nicht, wenn es anderen, die mit ihr viel zusammenarbeiten sollen, so geht. Außer natürlich, mein Ziel ist, dass diese anderen genervt kündigen, die Nachfolge habe ich dann ja schon und mir die Abfindung gespart, gibt nichts, das es nicht gibt. Kann aber natürlich auch grandios schief gehen, denn wer kann denn wirklich nach zwei bis drei Gesprächen eine andere Person einschätzen. Ich nicht.
Mir ist es auch durchaus schon passiert, dass ich von Leuten im Gespräch absolut überzeugt war und dann später bei Stellenantritt dachte „Meine Güte, haben die im Gespräch Drogen genommen und warum nehmen sie die dann nicht weiterhin?!“
„Wenn da alles notwendige gegeben ist, lädt man die Person ein, ab da endet natürlich jegliche Objektivität, denn da schaut man natürlich, ob es „passt“, also ob es „zu uns passt“ und was sollte daran objektiv sein.“
Was wäre es schön, wenn diese Erkenntnis sich verbreiten würde. Im öffentlichen Dienst läuft es nach meiner Erfahrung so, dass Einstellungsprozesse durch Überformalisierung und Regelung scheinbar objektiviert werden und dann die, die den Regeln unterworfen sind, sich so verhalten wie seinerzeit VEB-Chefs oder LGP-Vorsitzende gegenüber dem Fünfjahresplan des Zentralkommitees.