24. November 2023

Es gab heute eine komplett bizarre Situation an meinem Arbeitsplatz. Es laufen gerade diverse Sanierungs-, Renovierungs- und Möbelprojekte, deshalb sind unerwartet viele (normalerweise exakt 0, wir haben eine spezielle Etage für Besuch, in die anderen Flächen kommt niemand) fremde Menschen in den Büroflächen. Heute wurden in ein paar Räumen neben meinem neue Möbel aufgebaut, als alles fertig zur Abnahme war, fehlte der Lieferschein. Die drei Möbelmenschen standen etwas hilflos herum, wir kamen auf die Idee, dass sie in ihrem Büro anrufen und den Lieferschein an mich mailen lassen könnten, dann drucke ich ihn aus, wir machen die Abnahme und unterschreiben. Das dauerte dann alles etwas länger, weil die Frau, die sowas kann, nicht im Büro sondern im „Homeoffice“ war und keinen Zugriff auf die Unterlagen hatte und die Person, die bei den Unterlagen war, war nicht gut im Mailen. Ich fand es doof, wenn drei Möbelmenschen so lange im Gang herumstehen und auch besonders doof, wenn sie in meinem Büro herumstehen, also bat ich sie, an meinem Besuchstisch Platz zu nehmen und holte Getränke, so saßen wir dann da und sprachen über das Nordrhein-Westfalen und über das Nato phonetic alphabet.

In diesem Moment kam mein eigener Chef vorbei, schon mit Mantel und Tasche vermutlich auf dem Weg zum Flughafen, jedenfalls sehr in Eile und er wollte mir noch etwas sagen – kam in den Raum und bremste scharf, schaute sie sehr irritiert die Runde an und sagte, er müsse mich nur sehr kurz aber auch enorm schnell vertraulich sprechen. Die drei Leute rausbitten schien unpraktisch (weil: wohin?), wir gingen in den Gang aber da war zu viel Laufverkehr und offene Türen, also zu wenig vertraulich, so er sagte kurz entschlossen „wir gehen jetzt einen Moment da hinein!“ und zeigte auf die Toilettentür schräg gegenüber. So wurde es gemacht, dauerte auch nur ca. 15 Sekunden, dann gingen wir wieder heraus, er schaute die Tür an und sagte „ist das eigentlich die Herren- oder die Damentoilette?“ und damit ist nun der ersten Person aufgefallen, das ich einen Teil der Toiletten entgendert habe. „Es ist eine Toilette für uns alle, ich ging davon aus, dass sowieso immer nur eine Person zeitgleich darin ist“, erwiderte ich und so ließ sich dieses Thema jetzt viel besser platzieren, als ich es je hätte planen können. Manchmal muss man nur auf den richtigen Moment warten. Ich bin so ein Glückskind!

Völlig unzusammenhängend damit in der unverbindichen Contentvorschlagliste heute das Thema „Begrüßungsküsschen“. Kommt drauf an von wem, oder? Im engen Familienkreis ist das bei mir die normale Begrüßung, außerhalb erlebe ich das nur ganz vereinzelt. Umarmungen schon eher. Ich habe mich mit all dem abgefunden. Noch vor ein paar Jahren mochte ich Umarmungen nicht, mittlerweile würden sie mir bei manchen Personen fehlen. Ich bin auch eine Händeschüttlerin, das Gefühl von einem kurzen Initialkontakt hilft mir in Gespräche und ich kann mir Namen besser merken, wenn ich sie mit dem entsprechenden Händedruck verbinde. Was mich selbst wundert, weil ich in allen Situationen, in denen ich einen Wohlfühlabstand zu anderen Personen herstellen kann/soll, wirklich absolut immer einen größeren Abstand wähle als alle anderen. Und gleichzeitig finde in den letzten freien Platz innen in einem Vierersitz völlig unproblematisch, enge Kneipenbänke gemütlich, alles völlig ok, wenn jemand den Arm um mich legt und ich schlafe öfters mit Freundinnen auf Reisen in einem Bett. Im Zusammenspiel erscheint mir das unlogisch und ich sehe kein Muster. Es ist halt einfach so.