Heute schleppte ich dann also den ganzen Krempel, den ich zum Arbeiten zu Hause benötigt hatte, zurück ins Büro. Also eine Tasche und noch einen Stoffbeutel voll mit schwerem Zeugs und ich hielt es für eine hervorragend effiziente Idee, gleichzeitig damit drei leere Gemüsekisten, zwei Rewe-Papiertüten voll mit Altpapier, einen großen leeren Pappkarton und einen prall gefüllten Restmüllbeutel zwei Stockwerke hinunterzubalancieren. Zwanzig Minuten überspringen wir, Ergebnis dann: ein top geputztes Treppenhaus und noch viel schlechtere Laune als eh schon (wegen des Geschleppes).
Unterwegs kaufte ich mir zum Trost Blumen, „garantiert 5 Tage nach Kauf haltbar“, ich bin mir da nicht so sicher, ich bin mir aber auch nicht sicher, ob ich am Freitagabend Lust habe, schlappe Blumenleichen zurück in den Laden zu tragen und auf Wiedergutmachung zu pochen. Für 1,99 EUR. Ich halte mir das noch offen, vielleicht bin ich am Freitagabend ja auch in exakt dem richtigen Gemütszustand dafür. Im Büro dann ein Meeting nach dem anderen, das hatte ich eigentlich besser geplant, ich hatte nur drei Personen für heute eingeladen und die anderen drei letzte Woche aber dann wurden die krank und später raus im Jahr wird es bei mir eng, also kamen sie alle heute. Und 5 von den 6 brachten Kuchen mit. Ist das jetzt modern, dass man zu geschäftlichen Terminen Kuchen mitbringt? Ich hatte einiges zu Verteilen hinterher.
Davor, danach, dazwischen Irrsinn. Ich weiß langsam nicht mehr, wie ich mir das erklären soll. Ja, es ist Jahresende. Ja, das Jahr war mies. Ja, es gibt noch einige Termine einzuhalten. Ja, viele sind krank. Muss man da auch noch durchdrehen, das nervt doch nur noch mehr. Kurz vor Feierabend auch noch ein Anruf vom nOC, ich hatte ihm ein Informationsnugget zugeworfen, dazu rief er mich an um mir sehr intensiv, eindringlich und angespannt zu schildern, wie er das alles sieht und wie das alles zu interpretieren ist, gut und schön, nur wusste ich das alles bereits, inklusive seiner Meinung dazu, die ich übrigens auch teile. Ein völlig unnützes Gespräch, das ich nicht einordnen kann außer so, dass es ihm wichtig ist, dass wir in diesem Punkt übereinstimmen und er schlicht nicht weiß, dass mir das alles längst klar ist. Das ist etwas beleidigend.
Frage in der täglichen unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Haben Sie eine Coachingausbildung oder nehmen regelmäßig an Trainings/Coachings teil?“
So ziemlich mit das allerletze, was ich machen möchte, ist Leute coachen. Nicht nur, dass ich dazu überhaupt keine Geduld hätte, ich stelle es mir auch komplett grauenhaft vor. Man muss ihnen endlos zuhören und sich irgendwas zu sagen überlegen, das ihnen dann hilft, sich selbst irgendwie zu sortieren und auf die für sie wesentlichen Punkte zu kommen, was man wieder abwarten bis aussitzen muss und passiert es dann früher (oder vermutlich eher später) und der Fall ist abgeschlossen, wendet man sich der nächsten Person zu und fängt von vorne an. Ich bin schon bei der Vorstellung unendlich genervt. Ich habe dementsprechend keine Coachingausbildung und wüsste auch nicht, wozu ich eine machen sollte.
Ich nehme auch nicht an regelmäßigen Coachings teil und plane das auch nicht, wobei ich mich damit auf Coachings im vermutlich gemeinten Sinne, also bei einer für Coaching ausgebildeten Person mit entsprechender Vorgehensweise und gegen Bezahlung, beziehe.
Hier möchte ich etwas mehr differenzieren: den Nutzen, meine eigenen Meinungen, Haltung, Vorgehensweisen – auch gerade beruflich – mal von jemand anders ansehen und mit mir besprechen zu lassen, halte ich für absolut sinnvoll. Also eine Art Executive Coaching, vielleicht eher ein Sparring, also eine Person, mit der ich über meine Strategien offen sprechen kann und die von meiner Reaktion nichts zu befürchten hat und mir deshalb gut sagen, was sie von mir und meinen Ideen hält. Mir dafür eine einzelne Person zu suchen, über die ich erst einmal nichts weiß, sehe ich einfach nicht. Vielleicht ist sie gar nicht richtig schlau oder denkt mir zu langsam oder zu festgefahren oder ist mir nicht robust genug. Wenn so ein Austausch nicht auf Augenhöhe stattfinden kann, funktioniert das ja nicht.
Aus diesem Grund habe ich solchen Austausch mit Freundinnen, also nicht nur nebenher sondern klar angekündigt als „Fallbesprechung“ oder Feebackwunsch, AITA, oder was auch immer. Das hat den großen Vorteil, dass ich die Gesamtumstände gar nicht erst erklären muss, die kennen sie ja schon. Alle meine Freundinnen sind schlau, denken schnell und offen und sind robust, keine von ihnen zögert, mir zu sagen, wenn ich Bullshit rede. Das zusätzlich Wunderbare ist, dass sie alle völlig unterschiedlich sind und deshalb in ganz unterschiedlichen Momenten finden, dass komplett falsch liege. Irgendeine kritisiert immer, natürlich immer mit guten Argumenten, das macht meine Entscheidungen stabiler, weil ich diese Argumente dagegen schon einmal mitdenken kann.