30. Januar 2024

Heute hingegen war mein Tagesstart rasant! Er fand um kurz nach 5 Uhr durch einen Anruf auf allen meinen Telefonnummern (Festnetz, HandySIM1, HandySIM2) statt, denn es handelte sich um eine Alarmmeldung des Bürogebäudes. Das Gebäude verkündete, es sei im Notstrombetrieb.

Ich war sehr müde und erwog kurz, so zu tun, als habe mich keine dieser Nachrichten aus dem Tiefschlaf erweckt, zog mir folglich die Decke wieder über den Kopf. Diese Reaktion scheint aber einkalkuliert zu sein. Man muss die Nachricht bis zu Ende abhören (sie war recht lang), dann am Ende mit einer Zahleneingabe den Empfang quittieren, das muss für alle Telefonnummern einzeln getan werden und als ich damit fertig war, war ich wach. Ich rief die genannte Info-Hotline an, keine Verbindung, die Gebäudesicherheit war ebenfalls nicht erreichbar, auch niemand sonst bis auf einen armen Objektleiter, den ich aber dabei störte, wie er im Begriff war „gerade in Hose und Schuhe zu schlüpfen, denn ich hab noch 50 Kilometer zu fahren bis ich was weiß, Frau N!!!“

Wir haben für solche Fälle ein Notfall-Team, das aus 4 Personen besteht. Wir chatteten uns zusammen, niemand war bei der Hotline durchgekommen, also verteilten wir Aufgaben: eine Person für die IT, zwei Personen brachen auf an den Ort des Geschehens, eine Person als Informationszentrale und Schnittstelle – letztere war ich und setzte mich sehr stark seufzend an den Laptop.

IT-seitig gab es eine schlechte und eine gute Nachricht. Die schlechte war, dass gerade in der Vorwoche Probleme mit der USV gab und vorübergehend zwei Batterien ausgebaut worden waren und nicht alle zu 100 % aufgeladen waren, so dass insgesamt maximal 2 Stunden Zeit war, den Shutdown der Server geordnet zu veranlassen. Weil dazu Personen in den USA benötigt wurden, die man erst aufwecken muss und die gewisse Vorbereitungen treffen müssen, legten wir fest, dass wir bei einem tatsächlichen Stromausfall innerhalb von 45 Minuten eine Entscheidung treffen müssen, ob wir herunterfahren oder nicht. Zu dem Zeitpunkt – das war die gute Nachricht – lag aber noch gar kein Stromausfall vor, jedenfalls nicht in unseren Etagen, alle Rechner, auf die wir zugriffen, zeigten Normalbetrieb und Stromversorgung an. Die Hoffnung auf einen Fehlalarm regte sich.

Eine halbe Stunde später meldete die erste Person vor Ort aber, dass es kein Fehlalarm war und dass das Gebäude nicht betreten werden durfte. Seufz, seufz, seufz. Wir brachten ein Team in den USA auf Standby, die zwei Leute vor Ort suchten Ansprechpersonen, vernetzten sich bestmöglich und loteten die Optionen aus und ich plante die Kommunikation an die verschiedenen Gruppen von Mitarbeitenden, von denen der überwiegende Teil spontan zu Remote Work wechseln können sollte, aber man weiß ja nie – vergessene Laptops, vergessene Tokens, vergessene Stromkabel etc. Und einige gibt es eben auch, deren Job remote nicht funktioniert.

Um 20 nach 7 rief ich den nOC an, um ihn zu informieren und zu erfragen, ob er irgendwas am Ablauf mitbestimmen möchte – das wollte er nicht, warf aber noch ein paar Komplikationen in die Runde, wie einen aus dem Büro mit spezieller Technik geplanten Lecture, einer wichtigen Kurierlieferung und zwei Besuchern, die noch in keinem Plan standen. Alles aber erst am Nachmittag.

Gegen 10 Uhr hatten wir das Gros der Personen online und kümmerten uns um die Spezialfälle, die aus irgendeinem Grund nicht so einfach remote arbeiten konnten und regelten außerdem notwendiges Alltagszeug wie Lieferungen umleiten, Post-/Paketlagerung klären, Meetings umplanen und ab Mittag auch koordinieren, dass in Einzelfällen Materialien in Begleitung der Security und per Feuerwehraufzug aus dem Gebäude geholt werden durften.

Endlich, kurz nach 16 Uhr, war die Störung behoben und das Gebäude konnte wieder betreten werden. Ich wartete noch kurz den Kontrollrundgang durch die zwei Personen vor Ort ab und als „alles ok“ gemeldet wurde, gaben wir gaben dem Standby-Team Bescheid. Dann setzte ich mich in den Superchargersessel und schlief eine Runde.

Was für ein absolut verschwendeter Tag.

Thema in der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: „Mit Nazis reden“.

Ich möchte differenzieren zwischen „Nazis eine Plattform zum Reden bieten“ und „Nazis widersprechen“. Nazis eine Plattform zum Reden bieten, sie quasi zum Reden einzuladen oder aufzufordern, finde ich dumm. Und auch unerfreulich, das will doch keiner hören und die Welt ist ein besserer Ort ohne Nazigerede. Eine andere Sache ist es, meiner Ansicht nach, wenn Nazis nun einmal unglücklicherweise sowieso schon reden und man dabei ist. In der Bahn, am Arbeitsplatz, im Supermarkt. Dann darf das Nazigerede nicht einfach so unwidersprochen bleiben und den Raum erfüllen und Gegenrede ist absolut angezeigt.

3 Kommentare zu „30. Januar 2024“

    1. Ja, allerdings. Nun haben wir auch mal wieder unsere Notfallabläufe getestet, ich bin ganz zufrieden, alle Teams stehen in unter 5 Minuten bereit, wir waren sofort handlungsfähig, der Geschäftsbetrieb nicht unterbrochen.
      Hab auch was gelernt, es ist sehr nützlich, in einer Information klar zu sagen, wann die nächste Information kommen wird, also z.B. in der Form „das nächste Update sende ich Ihnen um 14 Uhr“. Das bringt die Nachfragen „gibt es denn schon was Neues???“ quasi auf Null, was ja wichtig ist, weil das viel zu viele Kapazitäten bindet.

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