Alles zu WmdedgT wie immer hier bei Frau Brüllen.
Seit einiger Zeit teilt M die Zeit eigenartig mit. Heute wollte sie um „15 vor 7“ geweckt werden. Ich bin nicht gut in Uhrzeiten, analoge Uhren kann ich nur mit Konzentration lesen (und mit Migräne gar nicht) und 15 vor 6 hat mich ab 6:39 Uhr beschäftigt, da wurde ich nämlich das erste Mal von selbst wach und überlegte, ob es sich lohnt nochmal einzuschlafen.
Lohnte nicht, ich stand auf, fütterte die Katzen, weckte dann wunschgemäß das Kind und huschte noch unter die Dusche, während sie sich in den Tag sammelte. Um 7:20 verließ sie das Haus, um 7:45 Uhr ich, ich überlegte kurz, mit dem Rad zu fahren, dann fuhr ich aber erst einmal zum Briefkasten, um die Briefwahlbriefe einzuwerfen und danach hatte ich meinen Radfahrplan vergessen und stieg in die S-Bahn.
Ankunft im Büro daher für meine Verhältnisse, für unsere Büroverhältnisse, sehr früh, nämlich vor 9 Uhr. Die Zeitungen lagen noch vor der Tür und die Kaffemaschine wurde noch gereinigt. Ich hatte in den letzten Tagen große Themenbrocken auf dem Tisch und war deshalb nicht zu alltäglichen Dingen gekommen. Es ist nicht so, dass diese Themenbrocken jetzt gelöst wären, doch wenn man den Alltag länger liegen lässt, wird der irgendwann auch sehr dringlich, man kennt das von zu Hause. Dieser Zeitpunkt war für mich im Büro gekommen, die Themenbrocken mussten einen Tag Pause machen und statt dessen hundert Kleinigkeiten getan werden, damit auch andere Leute, die auf meine Rückmeldung warten, mit ihren Sachen mal wieder weiterkommen. Das Alltagszeug war entpannt und gleichzeitig ein bisschen langweilig und unbefriedigend, weil halt so Minimaltätigkeiten wie „ich habe eine Briefmarke aufgeklebt“ (habe ich nicht, das ist nur ein Beispiel). Gegen 13 Uh war ich damit soweit durch, dass ich wieder wusste, was sich alles für Vorgänge bei mir befinden, was davon dringend ist und dass bei Kleinigkeiten niemand mehr auf meine Entscheidung wartet.
Am Vormittag war eine Mail gekommen, dass es in der Kantine wegen technischer Vorfälle ein NOTVERSORGUNG gäbe. Mit Großbuchstaben, rot und Ausrufungszeichen. Normal esse ich mittags nichts und wenn, dann eher nicht in der Kantine, aber Notversorgung, wie spannend! Ich ging hin und nahm zwei Kolleginnen mit. Wir erfuhren, dass die Kühlung ausgefallen war und es gab nur Chili con Carne oder Nudeln mit Tomatensoße. Der Zusammenhang erschloss sich mir nicht, also zwischen „Kühlung ausgefallen“ und „Chili con Carne“ vielleicht noch, das Rindfleisch muss weg, aber „Nudeln mit Tomatensoße“ ist etwas, das ich aus Dauervorräten zubereite. Ich entschied mich für das einzige Dessert, Streuselkuchen mit Birnen. Auch hier konnte ich die Verbindung zu „Kühlung ausgefallen“ nicht ziehen.
Den Nachmittag über vergrub ich mich in die Vorbereitungen für die zweite Budgetrunde, die ist am 13.10. Bei der ersten war ich gänzlich unvorbereitet, ich habe also einiges aufzuholen. Das sollte bis dahin aber klappen. Danach gingen wir den Plan für das Wochenende durch, wir haben von Freitagabend bis Montagmorgen durchgehend Besuch und Konferenzen, auch noch mit einer – im Verhältnis zu den Dingen, die wir so allgemein macheń – sehr großen Relevanz. Als die Ankündigung kam, wusste ich schon, dass ich selbst am Wochenende verreist sein werde und plante entsprechend. Nun ist meine Reise Corona zum Opfer gefallen, ich werde aber trotzdem nicht arbeiten, es ist ja schließlich alles schon ohne mich geplant. Ich mache mir also ein sehr gemütliches Wochenende und stehe nur im Hintergrund für Notfälle bereit. Die aber sicher nicht eintreten werden.
Am Morgen hatte ich noch Fragmente geschrieben und wir hatten gemeinsam einen Kaffee gegen 16 Uhr ins Auge gefasst. Dazu kam es aber nicht, wie gesagt, ich war in das Budget vergraben und sie wohl auch sehr beschäftigt, so dass keine von uns mehr nachfragte, um die Zeit zu konkretisieren – bis 18 Uhr aber da hatte ich gerade beschlossen, dass ich mich nach dem nächsten Sinnabschnitt unbedingt auf den Heimweg machen muss, M hatte sich nämlich Lieblingsessen gewünscht.
Um 19 Uhr war ich zu Hause, ging noch mit Herrn N eine kurze Runde spazieren und die Hühner in der Straße besuchen. Ich kann unglaublich gut Hühnergeräusche nachmachen, die Hühner schauen dann immer ganz interessiert und fühle mich Hühnern irgendwie verwandt. Vielleicht war ich in einem anderen Leben mal ein Vogel. Allerdings eher kein Huhn, die können ja nicht so gut fliegen, ich könnte als Vogel hervorragend fliegen, kann ich im Traum ja auch immer. Ich kann auch gut Krähengeräusche, vielleicht war ich eine Krähe. Ich teilte diese Annahme mit Herrn N., er war nicht überzeugt.
Zu Hause Vorbereitung des Lieblingsessens und für mich Käsebrot, ich hatte genau darauf großen Appetit. Als ich mich dann gemütlich in den Sessel setzen wollte, begann Herr N mit dem Zusammenbau eines Möbels, sehr unangenehm für mich, ich mag die Geräusche nicht und ich zweifle die Sinnaftigkeit des Möbels sowieso an, drittens gelang es dann nicht gut, ich verließ also den Raum und legte mich ein wenig auf’s Bett. Schlagen Sie nicht vor, ich hätte ja helfen können, das funktioniert nicht, ich bin nicht gut in Teamarbeit, das gibt nur Streit.
Wenn dann jetzt irgendwann das Möbleklappern aufhört werde ich, wie geplant, in den Sessel umziehen.
Ja, die Geräusche… Hier fängt der Mann immer an zu staubsaugen, wenn andere Menschen aufhören zu arbeiten und gerne ein Stündchen ihre Ruhe hätten zwischen Arbeit und Abendessenmachen. Auch eine harte Probe. Aber immerhin, er staubsaugt.