Die Bahn hat mir heute Freude bereitet.
Mein Plan war, abends nach Düsseldorf zu fahren – die „richtige“ Strecke zwischen Frankfurt und Düsseldorf ist momentan irgendwie kaputt, man fährt statt dessen sämtliche Rheinwindungen ab und benötigt für den Weg 3,5 Stunden. Ich hatte das billigste mögliche Ticket gebucht in der Erwartung, dass die Zugbindung ja sowieso fallen wird, sie tat das schon eine Woche vor Reisebeginn.
Gestern Abend erfuhr ich dann, dass Herr Herzbruch ebenfalls heute von Frankfurt nach Düsseldorf reisen würde, allerdings war seine Fahrt schon am Nachmittag, da arbeite ich ja noch. Schade! Ich machte mit ihm ab, dass ich auch seinen Zug gegen 16 Uhr nehmen würde, falls ich aus irgendeinem Grund im Büro nichts mehr zu tun hätte, so kam es aber nicht. Dafür schrieb mir Herr H dann, dass sein Zug erst um 18 Uhr irgendwas führe.
Ich schaute sofort nach, der Zug war aber restlos überfüllt und ausgebucht, wählen Sie eine andere Verbindung, sagte die App. So gut wie alle Züge Richtung Düsseldorf waren ausgefallen oder verspätet, auf der einzigen verbleibenden sinnvollen Möglichkeit buchte ich mir einen Sitzplatz und stellte am Bahnhof fest, dass mein Zug auf Gleis 7, eigentlich 18:09 Uhr, nun 18:25 Uhr mit dem von Herrn Herzbruch auf Gleis 18, eigentlich 15:40 Uhr, leider Ausfall und nächste Möglichkeit 18:02 Uhr, nun aber 18:23 Uhr, vermutlich Kolonne fahren würde. Amüsiert rief ich Herrn H dazu an, der mir sagte, sein Zug stünde halt am Gleis und sei komplett leer, quasi ein Geisterzug, und ob ich nicht zusteigen wolle. Das tat ich und der Zug fuhr mit noch ein wenig mehr Verspätung ab. Was aus meinem eigentlichen Ersatzzug geworden ist, weiß ich nicht.
Jedenfalls sahen Herr Herzbruch und ich einer Reise in sehr gemächlichem Tempo entlang der Panoramaroute am Rhein, aber halt bei völliger Dunkelheit, entgegen. Wir verbrachten die Zeit mit Gespräch und zwei Flaschen Wasser, Personal gab es nicht, Durchsagen gab es nicht, Geschwindigkeitsanzeigen gab es nicht, näherten uns Bonn, dann war Köln angeschlagen, eine Mitreisende fragte uns, ob dies Düsseldorf sei und ich erwiderte „nee, das ist Köln“, der Zug hielt, der Zug fuhr weiter und die MItreisende sagte „da stand aber Düsseldorf!“. Wir schauten aus dem Fenster, das Schild „Düsseldorf HBF“ zog vorbei, bzw. wir an ihm. Upsi.
Endhalt des Zuges Dortmund, wir spekulierten auf einen Halt vorher in Essen (genaueres unbekannt weil: keine Anzeige, kein Personal), hatten aber Glück und konnten schon in Duisburg aussteigen. Die Mitfahrerin sprach enerviert in ihr Handy, Personen hätten sie falsch informiert, Unverschämtheit, was es alles gibt! „Wir gehen zur anderen Tür raus!“, sagte ich und Herr H: „Wollen wir die Frau nicht ansprechen, ob wir gemeinsam zurückfahren sollen, um das irgendwie wieder gut zu machen?“ – „Wir können nichts wieder gut machen“, sagte ich, also stiegen wir an der anderen Tür aus und rannten mit unseren Rollkoffern davon. „Rennen wir weg?“, fragte Herr Herzbruch. „Ja!“, sagte ich.
Es sollte ein Zug nach Düsseldorf auf Gleis 7 kommen, der fiel aber aus, dann auf Gleis 3, der war aber viel zu spät, dann auf Gleis 2, der kam tatsächlich, als wir zum dritten Mal die Treppe hochsprinteten. Ganz kurz darauf waren wir schon in Düsseldorf, ich fuhr mit der Straßenbahn weiter und Herr Herzbruch steuerte einen Stand mit Backwaren an.
Das war insgesamt ein sehr schönes Erlebnis!
Thema der unverbindlichen Contentvorschlagliste heute: Eifersucht oder Neid?
Warum nicht beides? Bei Eifersucht geht es meist um Zwischenmenschliches, um Zuneigung, um Verlustangst Neid empfinden wir eher in Bezug auf Besitz, Erfolg, Status, allgemein Erstrebenswertest, es geht um Vergleich. Das eine schließt das andere natürlich nicht aus, geizen Sie nicht so mit Gefühlen und empfinden Sie Eifersucht und Neid parallel.
Fast Tränen gelacht, bei der Vorstellung wie sie beide mit ihren Rollkoffern davonrennen.
Ich stelle mir gerade den Blogpost der Mitreisenden vor. 🙂